Das durfte ich jetzt kürzlich erleben: Mailand ist eine Reise wert. Vor allem, wenn man Lust auf Mode hat. Und wenn man gut gekleidete Menschen sehen möchte. Wirklich wahr: das gelebte Klischee der Mailänder Reichen und Schönen! ... und selbst die eigentlich gar nicht so Schönen sind unglaublich schön und gut - sprich stilvoll - gekleidet. Egal, ob reich oder nicht. Auf Mallorca ist das Publikum da eher, sagen wir mal, gemischt, auch reich und durchaus schön, aber nicht immer unbedingt modisch zugänglich. Da sieht man in der Winterzeit auch schon mal die spanischen Männer - zum Glück nicht meinen Mann, ich würde protestieren - im Freizeit-Dauer-Look, symbolisiert durch den hier heißgeliebten Acryl-Jogginganzug, und das tatsächlich überall, im Cafe,im Supermarkt, in der Bar, nur nicht auf der Joggingstrecke. Ok, Entspannung muss sein, aber so überaus viel und synthetisch? Die Mailänder sind da ganz anders. Immer, immer, immer top gestylt, mega trendy, und das von "dezent" bis zum "ich gebe alles"-Powerlook. Besonders "in", das darf ich hier verraten, ist der Schal für den Herren. In allen Varianten. Auch in kariert. Was auf Mallorca allerdings dann und wann an Karo-Kombis über den Can Picafort-Catwalk watschelt, ist schon eine optische Herausforderung. Große rote Karos zu blau-grünen kleinen Karos, alles an einem einzigen, fülligen Menschen! Und ich schwöre, ich konnte das Bild gerade noch ausblenden, bevor ich beinahe in komatöse Zustände abgedriftet wäre. Mich ins Nirvana der Mode verabschiedet hätte. So schnell kann das gehen. So viele Karos sehen wirklich nur an den Mailänder Mager-Models gut aus, deren Körper praktisch komplett darin verschwinden, und das Ganze wie eine Illusion an einem vorbeischweben lassen. Auf Designerschuhen natürlich, und nicht in Adiletten plus hochgezogenen Socken. Mein Gott, gib mir Kraft! Auch erstaunlich war, dass in Mailand alle angezogen waren! Mit Hemd und Hose. Das ist in Can Picafort nicht selbstverständlich. Der Stringtanga regiert die Playa. Dabei gibt es doch so wunderschöne Bandemode, auch mit Oberteil und in großen Größen. Und selbst, wenn man den Strand als Nacktzone freigeben würde, da bin ich gar nicht prüde, möchte ich so fürchterlich ungern in einem Restaurantstuhl am Strand sitzen, auf dem vorher ein bis aufs Badehöschen entblößter schweißtriefender Herr - ob nun schön oder nicht - sein Mittagessen zu sich genommen hat. Muss denn auch der gute Geschmack Urlaub machen? Nur dann leider nicht im selben Reiseland wie sein Inhaber? Deshalb gehört zu meinen modischen Acessoires - ein "must" - unbedingt ein farblich auf meine Handtasche abgestimmter Pareo, den ich jederzeit zücken und galant über mögliche Sitzgelegenheiten in Playanähe drapieren kann. Abends dann ab damit ins Desinfektionsbad, und gut ist. Über Geschmack an sich lässt sich ja eigentlich nicht streiten. Aber was Mallorca die Saison über an - nett formuliert - modischer Lässigheit bis hin zur optischen Beleidigung über sich ergehen lassen muss, ist nun wirklich nicht angesagt. Also bitte, reden wir Klartext: ich fordere eine Modepolizei für Mallorca! Das Inselvolk wünscht sich doch sowieso eine von der Restwelt unabhängige Justiz, da kann man doch gleich eine entsprechende Sektion beauftragen, für stilvolles Recht und modische Ordnung zu sorgen.
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