"Der Frühe Vogel fängt den Wurm", doch allermeistens ohne mich. Und ein mir hellwach entgegen geträllertes "Morgenstund hat Gold im Mund" wird von einem sturmsicher verankerten Automatismus tief in mir und dem nicht zu unterdrückenden Drang zu Gähnen simpel durch "wer länger schläft, bleibt auch gesund" sinnvoll auf den Punkt gebracht. Sinnvoll ist das, was für mich gut ist. Das ist sogar vernünftig. Und ich bin definitiv ein vernünftiger Nachtmensch. Ginge es allein nach mir - und wäre ich in der Mischmenge des Lebens und der Menschen, die mein Leben berühren, maßgeblich verantwortlich für die Einteilung des "was machen wir zu welcher Zeit" - könnte sich unser aller Tagesrhythmus so ganz anders darstellen. Aber ich musste schon früh die ermüdende Erfahrung machen, dass die Frühaufsteher unter uns an der Macht sind. Also doch wieder der frühe Vogel. Im Winter vor dem Erwachen des Tages an sich und ohne erhellendes Sonnenlicht aufstehen zu müssen, habe ich schon in der 1. Schulklasse nicht wirklich verstanden. Doch war zu diesem Zeitpunkt, im zarten Alter von 6 Lenzen, meine Motivation, der Schnittmenge gerecht zu werden, noch erheblich größer, als schon einige Mondwechsel und Jahre später. Schließlich wollte ich ja damals noch dazu gehören, zu den Frühaufstehern, denn "die anderen", die Wanderer in der Nacht, hielt man erziehungstechnisch gekonnt vor mir geheim! Und wenn eben alle so früh auf den Beinen fröhlich sind, tja, was war da wohl falsch mit mir? Diese Einstellung hat sich dann zum Glück für meine geistig-seelische Entwicklung fluxdiwuchs relativiert, und es gab Zeiten, da stand fest: Der frühe Vogel kann mich mal! Heute gönne ich mir den Luxus, unser Mallorca-Geschäft nach deutschen Maßstäben "erst" und nach spanischen Maßstäben "absolut im grünen Bereich" um 10.30 Uhr zu öffnen. In der Gruppe der deutschen Beamten geht nun ein Raunen durch die Menge: " das ist ja nach dem zweiten Frühstück!" Dafür arbeite ich abends mit Liebe und hellwacher Hingabe bis 21, 22, 23 und auch schon mal bis 24 Uhr - und genieße es in vollen Zügen und vor allem mit offenen Augen, die ich morgens um 7 Uhr absolut gar nicht versprechen kann! Bei unseren Vollmondseminaren, bei meiner Computerarbeit, in den Sommermonaten auch in unserem Laden. Das ist vernünftig für mich. Und nachts Musik zu hören, in der Dunkelheit hellwach zu träumen, das hat eine ganz besondere Qualität und ist ebenfalls vernünftig für mich. Daraus schöpfe ich die Kraft, die ich als Antrieb brauche, um mit den Frühaufstehern mitzuhalten und auf einen Nenner zu kommen. Und dann erst mal die Nächte am Strand! Sommers wie Winters .... das sanfte Eingehülltsein in die beschützende Dunkelheit, das zärtliche Streichen des Windes über mein Gesicht. In der natürlichen Stille das Rauschen des Meeres, das an die Ewigkeit erinnert. Der weiche Sand unter mir, der mir so liebevoll nachgibt, wie ich es mir wünsche, .... und auch Sternschnuppen zählen kann man doch tagsüber gar nicht, dass muss den Frühaufstehern doch klar sein ....
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