Freitag, 29. April 2011

Startschuss für die Mallorca-Sommersaison 2011 gefallen

Die Spiele mögen beginnen. Mit dem kommenden Mai-Wochenende öffnen nun endlich, aber sicher, wirklich alle Hotels auf Mallorca - auch in Can Picafort - ihre Türen und Tore. Was auch wir in unserem Wohlfühlladen deutlich spüren. Wurde auch eigentlich Zeit, ehrlich gesagt, denn im Winter sind hier im nördlichen Süd-Paradies die Bürgersteige hochgeklappt. Was zwar eine himmlische Ruhe mit sich bringt, genussvolle Einsamkeit und heilsamen Frieden, und nach einer über-köchelnden Saison an sich notwendig scheint, doch mit der neuen "temporada" steht natürlich auch mein heißgeliebter "Sommer auf Mallorca" vor der Tür. Oder eben anders herum. Wie auch immer, so freue ich mich mindestens doppelt. Ich liebe die Hitze. Und wenn dann andere Gemüter ordentlich heiß laufen, spätestens Mitte Juli, bin ich bei den Coolsten mit im Boot. Mein Gemüt erhitzt sich eher jetzt, zu Beginn von allem, wenn die ersten frischen Touristen Can Picafort bevölkern. Und manchmal auch heimsuchen. Je nachdem. Und wir, die hier arbeiten, uns wappnen. Mir scheint, auf dieser sonnigen Insel gibt es nichts, was es nicht gibt. Jederzeit spannend. Jederzeit ein Erlebnis. Und so bin ich heute Abend heilfroh, also gleich, wenn ich nach Hause gehen darf. Nicht etwa, weil der Tag so schlimm war, sondern weil ich erst einmal meine heutige saisonaktuelle "Impfung" zu verdauen habe: die Saison-Start-Impfung, die nicht etwa mein körperliches Immunsystem aufbauen muss, denn das erfreut sich zum Glück bester Gesundheit. Bei dieser "Impfung", die ich meine, geht es darum, meinen Geist zu stärken! Für die Dinge - und die Touristen - die da kommen werden. Und an diesem heutigen, ersten Tag der Mallorca-Saison 2011 scheine ich tatsächlich alle Impfstoff-Zutaten gesammelt zu haben. Ich schätze, viel mehr kann nicht mehr kommen. Wie genial. Augen auf und durch. Ich hatte heute schon: "ach, so ein Laden liegt mir nicht" (warum bleiben Sie dann eine halbe Stunde?), "schade, dass ich Sie (also mich) erst heute finde, ich fahre schon nächste Woche wieder ab, da lohnt sich ja gar nichts mehr" (ich zucke lässig die Schultern), "ihr Laden liegt aber versteckt, da muss man ja von der Promenade in die Seitenstraße schauen, damit man Sie findet" (ha, den Spruch stecke ich locker weg), "Sie haben so viele schöne Sachen, da kann ich mich nicht entscheiden; na ja, vielleicht im nächsten Jahr" (ja, ja) und "verkaufen Sie auch Zigaretten?" (harter Tabak, äh Tobak). Dazu einige andere, und nach wundersamen Arbeitsstunden erstrahlt meine Seele und gibt alles, während mein Geist rattert und raucht und qualmt ..... und dann verkaufe ich doch tatsächlich noch auf den letzten Drücker an zwei wahrhaftig wunderbare Menschen gleich drei Glückspüppchen: der Verkaufsschlager aus den 80ern, ich war als Kind so scharf darauf und hatte sie in allen Farben, diese Mini-Holzpüppchen, die Gutes für unser Leben versprechen. Und während meine Kasse freudvoll und lautstark klingelt und ich 90 Cent, für "3 mal 30", mehr in den samaki-Erfolgs-Geschäfts-Büchern verbuchen darf, weiß ich: ich bin durch das Gröbste durch. Noch eine Nacht schlafen. Anti-Körper bilden. Und ab morgen ist alles nur noch schön. Ich wünsche uns und euch allen eine durch und durch gute, erfolgreiche Saison und vor allem (!!!!) Freude an dem, was wir tun. Was ihr tut. Egal, was andere darüber zu sagen haben.

Mittwoch, 27. April 2011

Radfahren auf Mallorca ganz individuell

"Die sehen ja alle gleich aus", möchte man spontan behaupten. Doch das stimmt natürlich nicht. Auch wenn viele, genau genommen sehr, sehr viele Radfahrer und Innen auf Mallorca für das nicht-sportlich geschulte Auge schlicht weg vereinheitlicht wirken: Enge, kurze Hose, knappes Trikot, Helm als Hut, fertig. Die Abweichungen scheinen äußerst gering, und begegnet man einem Pulk dieser Spezies, die im Frühjahr wie Herbst im Speziellen die Sonneninsel Mallorca heimsucht, einer richtig großen, beräderten Sportgruppe, dann unterscheidet sie sich von der vorherigen Radfahrer- und Innen-Gruppierung lediglich durch leichte bis kaum merkliche Farbschwankungen, wenn überhaupt, die nicht wirklich ins Gewicht fallen. Für uns andere. Und überhaupt sind wir alle, die nicht radeln, ich meine natürlich rad-sportlern (!), so sehr darauf konzentriert, niemanden auf zwei Rädern, der uns einfach mal so eben auf der Bundesstraße auf unserer Fahrspur entgegenkommt, in seinem Rausch der Geschwindigkeit umzufahren, ja, ihn quasi zu retten, dass wir auf modische Details an sich wenig achten. Oder aber wir sind denn dann Fußgänger, die eher darauf bedacht sind, nicht von den Radfahrern um die Ecke gebracht zu werden, wenn auch unter rein sportlichen Gesichtspunkten, eben erneut im Rausch der Geschwindigkeit: Wehe dem, der auf der Promenade von Can Picafort schlendert, sich noch die Morgenmüdigkeit aus den Augenwinkeln wischt und verträumt seinen Blick über das glitzernde Meer in die Ferne schweifen lässt ..... mit viel Glück wird er noch rechtzeitig angeschrien, um Platz zu machen, damit das Fahrrad um Himmels Willen nicht langsamer wird! Ja haben die denn alle keine Bremsen? Ich hatte damals an meinem tannengrünen Hollandrad mit extra breitem und superbequemen Sattel und Körbchen für dies und das eine geniale Micky Maus-Klingel, die ordentlich was her gegeben hat, wenn man mal jemanden warnen musste. Ich hatte auch gleich zwei Bremsen, Rücktritt- und Handbremse. Was mir auch heute noch durchaus sinnvoll erscheint. Doch jetzt einmal ernsthaft: ich kenne auch tasächlich nette Radfahrer! Wir haben zum Beispiel einen irischen Klienten, der gerne (nach eigener Aussage) "mystic massages" bei uns bucht, was übersetzt Reiki bedeutet, ganz salonfähig und traditionell, nur möchte er gar keine Details wissen, über Reiki und so. Ihm genügt es, am darauffolgenden Tag locker in die Pedale zu treten und den Berg hoch zum Kloster Lluc mit Leichtigkeit zu erklimmen. Und er findet es toll, mit Reiki vom Muskelkater verschont zu bleiben. So sagt er. Ansonsten muss er auch schon einmal lachen, wenn ich ihm mit meinen Heilsteinen komme, die ihm gerade entsprechen. Er nimmt sie dann auch immer hübsch in die Hand bei der Behandlung. Unglaube hin oder her. Dieser Radsportler ist einfach herrlich. Und er fährt auch übrigens immer allein, Gruppenveranstaltungen meidet er. Den mag ich. So wie einen anderer Radfahrer, der auf Mallorca seine Runden zieht: der mag die scheinbar vorherrschende Moderichtung nicht, was sich unglaublich erfrischend äußert. Ja, er sprengt geradezu alle Regeln, und ich liebe es! Heute morgen sah ich ihn tatsächlich in Glitzerhose, nicht minder eng als bei den anderen, aber in so einer herrlichen Farbe, dass ich sie mir spontan für meine nächste 70er Jahre Disco-Party ausleihen würde. Bei ihm blitzte dazu die Spitze eines gewagten Tangas hervor, jawohl, mit dem Popo auf dem Sportsattel. Das würde ich mich natürlich nicht trauen. Aber es gibt mir insgesamt Hoffnung, dass tatsächlich nicht alle Radfahrer gleich sind, dazu unhöflich den Fußgängern gegenüber, oder gar rücksichtslos im Straßenverkehr. Und schon gar nicht einheitlich gekleidet. Und jetzt wünsche ich mir noch, dass dieser herrlich befreite, eben erwähnte, Radfahrerlook Mallorca erobert .....

Freitag, 22. April 2011

Für Elis, Ute und uns andere

Das Leben ist vielseitig. Diese Tatsache wird niemand bestreiten. Vielschichtig. Und das Leben bedient sich ganz unterschiedlicher Zeitrechnungen, die mit dem menschlich eingerichteten 24-Stunden-Takt, dem Wunsch nach Ordnung und Struktur, nichts zu tun haben. Mal ist so ein Tag ruhig und beschaulich. Träge. Ja, beinahe zäh. Angenehm gestreckt, so dass man Zeit genug hat, seine Gefühle zu sortieren. Das Erlebte zu verdauen. Und dann gibt es Tage, die sind wie ein ganzes gefühltes Leben. Von vorne bis hinten. Gestern war so ein Tag. Was haben wir gelacht. Unsinn gemacht und Spaß gehabt. Und abends einen guten Freund betrauert. Leben und Tod. Das unbändige Leben in seiner Gesamtheit. Zunächst ein perfekter, wunderbarer Start in den frühen Morgen, ein herrliches Erwachen. Dann ein erfüllter, erfolgreicher Arbeitstag. Intensive Gespräche. Momente der Entscheidung. Erleichterung. Sogar Leichtigkeit. Und abends ein großes Glas kühlen Weißweins des natürlich-gar-nichts-Vergessens, viel zu schnell getrunken, von dem mir heute Morgen noch schlecht ist. Mir, von der Wirtin, serviert im Pessimismus, in Wut und Hoffnungslosigkeit. Auch in Ignoranz vor der Wahrheit. Und in Ignoranz vor der immer präsenten Schönheit der Welt. Der Vollkommenheit in der Unvollkommenheit. Und in meiner tief empfundenen Trauer und meinem Mitgefühl für die, die noch viel mehr trauert, den Verlust von so Kostbarem betrauert, weigere ich mich standhaft, unsere Tage hier im Paradies, auf der Erde, zu reduzieren. Nichts ist nur schlecht! .... Ja, absolut, auch ich finde das Leben manchmal total daneben, und man kann mich sogar dabei ertappen, wie ich (zum Glück nur selten) mit dem Universum schimpfe. So ganz global. oder auch im Speziellen. Wie gestern Abend. Um dann zurück zu meinem Punkt des Inneren Friedens zu gelangen. Zu flüchten. Nach Hause zu kommen. In mich und meinen Entschluss. Dem Gefühl und auch der Logik, dass das Leben .... vielseitig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Und zu meiner festen Überzeugung zurück zu gelangen, dass in der wahren Trauer die Fähigkeit des Genusses liegt! Tief verankert. Die Fähigkeit des Genusses, mit jemandem zusammen zu sein. Die Fähigkeit zu lieben. Die Fähigkeit zu erkennen, was unsere Reichtümer ausmacht. Die wahre Trauer, so fühle ich es, hat, wenn überhaupt, nur ganz kurz mit Wut oder Missmut zu tun. In der wahren Trauer, gefühlt mit jeder Faser unseres Herzens, in der Trauer, die uns den Verstand zu rauben scheint, dann und wann, steckt, unerschütterlich verwurzelt, der Mut zum Leben. Das Ja zum Leben. Die Lust am Leben. In guten wie in schlechten Tagen. In Freude und Zusammensein, in Geborgenheit und mit all den schönen Gefühlen, die wir so gerne mögen. Und in der Trauer steckt, nicht minder tief verankert, der Mut zum Leben mit seinen Abschieden. Steckt der Mut zum Leben mit all den Toden, die wir sterben, dem Loslassen und Akzeptieren lernen ..... Auf alle, die gegangen sind. Ihr seid in unseren Herzen ..... Auf alle, die hier sind. Mit denen wir jetzt zusammen sein dürfen. Für euch sind wir unendlich dankbar. ..... Auf alle, die hier sind: Um heute zu trauern. Und um morgen erneut das Leben zu feiern.

Montag, 18. April 2011

Eine Liebesgeschichte

Die Zeit war fast um. Nur noch wenige Minuten, vielleicht eine knappe Viertelstunde, wenn er die Zeit ein wenig strecken wollte. Vorsichtshalber. Ein bisschen mehr Spielraum. Was seine Geschichte glaubhafter machen würde. Insgesamt betrachtet. Sie schaute ihn immer ein wenig skeptisch an, wenn er zur Haustür hereinkam. Misstrauisch, und es schmerzte ihn tief, sie zu belügen. Auch wenn ganz klar war, dass sie es ja so wollte. Dass es keine andere Möglichkeit gab, als so zu tun. Absolut nicht. Die Wahrheit blieb unausgesprochen. Und hing dennoch zwischen ihnen wie ein schwarzes, schweres Band. Ein Band, das sie zusammenhielt, genauso wie die unzähligen weißen und bunten Bänder ihrer langen, langen Beziehung. Doch so dunkel und traurig, dass es Schatten warf in alle Richtungen. Sie spielten dieses Spiel schon eine ganze Weile. Monate. Zähe, kraftraubende Monate. Nun, lange würde es nicht mehr funktionieren. So viel stand für ihn fest. Und auch sie wusste es, da war er sich sicher. Noch eine Weile den Schein wahren. Bedächtig schaute er hoch zum Himmel, auch der wusste es besser. Unverschämt Blau mit der Leuchtkraft des lebendigen Sommers. Doch die Herbststürme würden kommen. Schon sehr bald. Auch in diesem Punkt war die Zeit fast um. Wie sehr ein Geschenk doch schmerzen kann. Dabei hatte sie es nur gut gemeint, aber geschehen nicht tatsächlich die größten Fehler aus Liebe? Sie sah ihn an, und dabei wollte sie ihn nicht sehen. Nicht erkennen, an welchem Rand ihrer beider Beziehung stand. Einen winzigen Schritt vom Abgrund entfernt. Der sie unweigerlich und unwiederbringlich von einander trennen würde. Für immer. Was für eine Aussage. Schluss. Aus. Vorbei. An sich hatte er immer gut gehen können. Er hatte ein hervorragendes Gespür dafür, wann eine Sache ausgesessen war. Und nun saß er hier in diesem Wäldchen seine Zeit ab. Nicht weit von seinem Haus entfernt. Doch weit genug entfernt von ihr, damit sie ihn nicht sah. Ihn nicht entlarvte. Ihn nicht fragen konnte. Der Rucksack neben ihm fiel schwer ins Gewicht. Prall gefüllt mit seinen noch trockenen Badehosen und Handtüchern. Der Rucksack: Ein Teil ihres Geschenkes. Ein Teil der Abmachung, sich noch einmal dem Leben zuzuwenden. Noch einmal der Mann zu sein, der er vor vielen Jahren gewesen war. Den sie bereits verloren hatte, ohne es zugeben zu können. Auch darüber wurde geschwiegen. Und vielleicht war es auch ganz gut so. Zumindest in einigen Punkten. Manchmal so zu tun, als sei die Welt in Ordnung? Was konnte daran schlecht sein. Den Schmerz für einen Moment vergessen. Denn keine Sorge, er meldete sich ganz von allein und beständig zurück. Darüber musste man nun wirklich nicht reden. Er hatte Begeisterung gezeigt, Begeisterung vorgetäuscht, als sie ihm freudestrahlend und voller Optimismus sein Geschenk überreichte. Vielleicht hatte sogar er selbst noch einmal für einen unscheinbaren Moment daran geglaubt, das Rad der Zeit zurückdrehen zu können. Seinen Körper noch einmal lieben zu lernen. Regelmäßig schwimmen zu gehen, wie er es in seiner Jugend getan hatte. Doch sein Kopfsprung ins kalte Wasser war schon lange den schweren, leidvollen Bewegungen eines kranken, alten Mannes gewichen. Bis zu seiner Bank, seinem Versteck im Wald, zu gelangen, war bereits eine Tortour an sich. Doch das war er ihr schuldig. Nicht das Haus zu verlassen, um - aber natürlich! - seine Bahnen im Wasser zu ziehen, nein, das tat er ihr nicht an. Und so schlich er sich immer zur Tür heraus. Rief einen kurzen Abschiedgruß die Treppe hinauf, damit sie sein Gesicht nicht entschlüsseln konnte. Sie seine gespielte Fröhlichkeit nicht zutiefst verletzen würde. Das Prinzip der Hoffnung. Die Zeit war um. Mit zähen Bewegungen erhob er sich von der Waldbank, schulterte den viel zu schweren Rucksack und schlurfte mehr als das er ging, nach Hause. Zu ihr. Schließlich war die Zeit knapp. Und unsagbar kostbar. Den nächsten Sommer würden sie nicht mehr miteinander verbringen ......

Samstag, 16. April 2011

Mit dem Kamel in die Wüste

"Steigen Sie bloß nur von hinten auf, die beißen", ansonsten sei aber alles ganz toll, versichert uns unsere Reiseleitung mit einem aufgesetzt strahlendem Lächeln, wie es nur die totale Gleichgültigkeit hervorzubringen vermag. Meinen damals noch zukünftigen Ehemann lässt diese inhaltsreiche Aussage trotz heißen Wüstentemperaturen relativ kalt. Nur ich frage mich mal eben, was mich um Himmles Willen da geritten hat, auf so eine Touri-Tour einzusteigen. Nun ja, die Auswahl war nicht so übermäßig groß gewesen, und so sitzen wir nun mehr oder minder spontan im Schicksals-Bus via Sahara. Ja, doch, die Wüste sehen möchte ich unbedingt, und ja, auch ein paar Meter erfühlen, sie riechen, eben alles, was sich mein romantisch veranlagtes Gemüt so vorstellt. Aber einem Kamel mein Leben anvertrauen? Ach herje, sei´s d´rum, mitgehangen, mitgefangen. Und noch durchaus in der optimistischen Annahme, man werde mir schon ein ganz kleines, sprich niedriges, Tier zuweisen, ein ruhiges Liebes, lacht sich das Universum schon mal ins Fäustchen. "Das da", und bei dem entsprechenden Fingerzeig zucke ich kurz mal zusammen, vielen Dank, ich habe den Hauptgewinn gezogen. Mein Kamel, was genau genommen ein Dromedar ist, schaut mich aus einer unsagbaren Höhe von mindestens zwei bis drei Metern oder noch viel mehr über seine Schulter über seinen Höcker an, und ich vernehme im Geiste ein deutliches "na, lass die Kleine mal kommen"-Raunen. Dieser Blick aus den tiefschwarzen Augen sagt mehr als tausend Worte, und es ist klar, dass nicht etwa ich auf diesem Tier reiten werde, sondern das Kamel gerade entscheidet, ob und wie weit es mich mit sich trägt. Irgendwie findet mein zukünftiger Ehemann die Gesamtsituation derweil megaschön, und er steuert auf ein ganz kleines, niedliches Dromedar zu, welches ihm natürlich freundlich zuzwinkert. Gewissermaßen. So soll ich also meinen Tod in der Wüste finden, schmücke ich mir meinen aktuellen Lebensstand aus, zugegebenermaßen ein wenig theatralisch, aber wenn schon, denn schon, und darauf kann sich die Reiseleitung nun verlassen: ich nähere mich dem grimmigen Riesentier haargenau nach Anweisung, also Dromedar-Kopf-fern! Das Kamel also in die Knie, ich auf das Kamel herauf, das allein schon ein Kunststück für mich, da ich nicht wirklich über "das Goldene Sportabzeichen" und die damit verbundenen akrobatischen Fähigkeiten verfüge. Und die Karawane setzt sich in Gang. Zumindest wird mir vom Schaukeln hoch oben auf dem Tier nicht speiübel, mein Magen zeigt sich aber dennoch nicht wirklich glücklich. So geschieht es, dass ich mich auf Reiki besinne, und los geht´s. Erwartungsgemäß zügig spühre ich bewusst den Fluss dieser wunderbaren Energie, und mein Kamel denkt derweil ernsthaft darüber nach, wie es mich fressen kann. Immer wieder sein Schulterblick: "Dich krieg ich noch." Natürlich habe ich tiefstes Mitgefühl für diese wunderschönen, außergewöhnlichen Tiere, die Tag für Tag die Touristen in die Wüste tragen. Ich befürchte, es sind nicht alle so respektvolle Pakete wie mein zukünftiger Ehemann und so leichte Beute wie ich. Und während ich mich so umschaue und die Einzigartigkeit der Natur im Sonnenuntergang in mir aufnehme, die Wüstenluft einatme und mich dem Schaukeln hoch oben auf meinem Dromedar hingebe, lege ich dem Tier die Hand auf den Rücken, fühle die Kraft dieses beeindruckenden Wesens und biete ihm Reiki an. Das Kamel bockt sofort und wirft mir einen Blick über seine Schulter zu, der vernichtend ist. Vor Schreck schnellt meine Hand zurück. Die Karawane zieht weiter. Nun, irgendetwas verändert sich. Und ich probiere es noch einmal. Mein Reittier muckt tatsächlich deutlich zögerlicher. Trotzdem ziehe ich meine Hand wieder zurück. Doch als es nun daran geht, dass die Tiere sich niederbewegen, um die Menschen ihre eigenen Fußabdrücke in der Sahara verwirklichen zu lassen, bis der nächste, noch warme Abendwind sie verweht und schließlich wieder auslöscht, kann ich etwas anderes nicht lassen. Ich gehe, mit höchstem Respekt vor dem wirklich großen Maul, nun doch von vorne auf den Kamelbullen zu. Ich fühle mich wie in Watte gepackt, zeitlos, was nicht zuletzt an der Wüste liegt. Ich folge einem Impuls in mir, der gelebt werden muss, jetzt in diesem Augenblick. Das Tier schaut mich an. Es schaut in mich hinein. Und ich sehe nichts anderes. Ich hebe sanft meine linke Hand. Unabänderlich. Und das Dromedar streckt mir seinen großen, schweren Kopf entgegen. Wir berühren uns. Als wäre es nie anders gewesen. Gar nicht anders vorstellbar. Ich lasse Reiki fließen. Und das Tier seinen ganzen Zauber. Überwältigend ..... Ich stelle mir vor, dieser Moment dauert ewig. Unendlich. Und auch jetzt, rund elf Jahre später, fühle ich diese Begegnung, als fände sie gerade statt. Dieser unglaublich schwere Kamelkopf in meinen Händen. Die Erfüllung einer tiefen Sehnsucht .... Diese nachtschwarzen Augen. Diese besondere, völlig einnehmende Stimmung der Sahara ..... Dankbarkeit. Verbundenheit ......

Montag, 11. April 2011

Guten Morgen, Mallorca!

"Ich zerfalle zu Staub!!!" nörgel und nuschel ich unter der Steppdecke hervor, meine Augenlider noch tiefschlaffest zusammengepresst und vorsichtshalber mal alle Gliedmaßen ins tiefe Dunkle und herrlich Warme meines Bettes eingezogen. Nutzt leider nichts, die Geräusche, die gedämpft meine Ohren suchen und finden, sind verräterisch. Eindeutig. Erst rucken die weißen Vorhänge, dann öffnen sich die grünen Palisaden, so viel steht fest. Mein geliebter Ehemann kennt keine Gnade mit den kleinen Geschöpfen der Nacht - sprich: mir - und lässt das erste goldene Sonnenlicht des Tages in unser Schlafzimmer fließen. Ja, weiß er denn nicht, was da alles passieren kann?? Er lächelt nur, das spüre ich in meiner Verkapselung unter dem Bettüberwurf und klammer mich noch intensiver an den Laken fest. Ich falle zwar wahrlich nicht unter die Gattung der Vampire, bei denen in der Tat kein Sunblocker eine echte Hilfe ist und die vollständig die Nacht zum Tag machen, doch ja, eine gewisse Lichtscheue, gepaart mit der frühen Morgenstunde, ist bei mir durchaus zu diagnostizieren. Meinen Göttergatten erschüttert das herzlich wenig. "Eigentlich ist es doch auch erst halb sieben", argumentiere ich schwach, ich behaupte nämlich gerne, es mit der Uhrumstellung und der Sommerzeit nicht so zu haben. "Du immer mit deinem eigentlich", lacht mein Mann, damit ist unsere intellektuelle Konversation in den frühen Morgenstunden auf dem Zenit. Und er greift wie zu erwarten sehr, sehr tief in seine Trickkiste: "Kaffee, meine Süße?" zwitschert er (beinahe) wie die Vögelchen in den Dünen vor dem Schlafzimmerfenster. Ohne Gnade! Und damit packt er mich, der Fuchs. Ein schauspielerisch maßlos ungenügsam vorgetäuschtes zögerliches "na gut" kommt wie von selbst über meine Lippen, die zwar immer noch unter der Decke hervorbrummeln, doch wenigstens zwei bis drei weitere Minütchen muss ich noch durchhalten ..... dann ist mein Geliebter entschwunden, die Treppe hinunter, und ich vernehme freudig von ganz weit weg, in einer anderen Dimension, in unserer Küche, die wunderbar vertrauten Geräusche seines morgendlichen Rituals: des Kaffeekochens! Schwupps, werfe ich die nun viel zu schwere Steppdecke schwungvoll zur Seite und recke und strecke genüsslich meine faulen Glieder. In alle Richtungen. Und lasse dabei die frische Meeresluft Mallorcas tief in meine Lungen fließen. Was für ein Genuss. Was für ein Luxus. Dessen bin ich mir in jeder Sekunde bewusst. Und während sich der sanfte Duft der blühenden Sträucher von draußen in mein Bewusstsein nach innen schlängelt, malen ein Stockwerk tiefer die röstfrischen Kaffeebohnen. Ich schüttel gekonnt die Kissen durch und türme sie fachfrauisch hinter mir auf, untermalt vom entfernten Wasserkocher-auf-dem-Gasherd-Pfeifen. Und als nun mein fürsorglicher Gatte zurückkehrt, zwei Porzellanbecher mit köstlich duftendem, dampfenden, frischaufgebrühtem Kaffee in seinen Händen, ist mein Gesicht zum Glück bereits wach genug, ihn von Herzen dankbar anzulächeln. Dabei sehen seine Augen des Liebenden natürlich über meine nächtlichen Knautschzonen hinweg, der Tag wird es richten. Das Prinzip der Hoffnung. Und mit dem himmlischen Gemisch aus Dünenduft und Kaffeearoma, dazu bequeme Kissen in meinem Rücken, den lebendigen und inspirierenden Geräuschen des Meeres durch das geöffnete Fenster und allem voran dem Menschen an meiner Seite, für den es sich so sehr lohnt zu erwachen, bin ich durchaus bereit, mich den Anforderungen des neuen Erden-Tages zu stellen. Die Augen weit zu öffnen für das Leben dort draußen. Guten Morgen, Mallorca.

Mittwoch, 6. April 2011

ich hatte einen Traum ...

Ich hatte einen Traum .... und zwar vergangene Nacht: einen Traum, in dem mir meine liebste Freundin E. tatsächlich und über alle Maßen hinaus stolz verkündete, sie werde nun ihrer tiefempfundenen Berufung folgen, daraufhin spontan das Business wechseln - und ebenfalls Hypnosen anbieten. Aha, staunte ich erfreut, und aus tiefstem Herzen neugierig, folgte meine offensichtlich erwartete Frage, was genau sie denn vorhabe. Sie habe bereits die erste Klientin, berichtete E. freudestrahlend weiter, die sie erst einmal auf das Wohnzimmersofa betten würde, schließlich sei Couch gleich Couch und es käme letztendlich auf die tiefen, heilsamen Inhalte an. Absolut. Da muss ich ihr Recht geben. Und dann, so E. weiter, würde sie - und jetzt kommt´s - kleine weiße Enten durch ihre Hypnoseklientin marschieren lassen, als Vision, versteht sich; ganz, ganz kleine weiße Enten, und nicht etwa Entenküken, denn die wären ja auch babygelb und flauschig, nein, nein, die nicht. Strahlend weiße, bildschöne, reine, anmutig watschelnde Enten in Makroformat, also wirklich ganz, ganz ziehrlich, so dass sie prima in und durch den menschlichen Körper passen. Und fertig. "Dann lasse ich meine Klientin erst einmal ruhen und gehe raus. Die kleinen weißen Enten erledigen derweil ihre Arbeit." Da bin ich baff. Und ich muss lächeln. So simpel und kindlich es scheint, dieser Hypnoseansatz könnte es tatsächlich schaffen. So absurd es klingen mag, so herrlich finde ich die Idee. Nun gut, man muss zumindest Enten mögen, aber wer tut das nicht. Und während ich mir tatsächlich sofort vorstellen kann, wie kleine und sogar fröhliche weiße Enten meinen energetischen Raum betreten, muss ich noch mehr lächeln. Pluspunkt, liebe E.. Damit hast du mich schon einmal richtig gut abgeholt, wie man so sagt, unter Hypnotiseuren. Und wenn dann diese wunderschönen Tiere, also meine Enten sind so etwas von niedlich!, in ganz, ganz Klein durch mich hindurchwatscheln, fühle ich ein überaus angenehmes Kitzeln, dass meinen kompletten Körper zu neuem Leben erweckt. Und natürlich muss ich nun richtig gehend lachen. Die Enten bringen mit einem lichtvollen Schwung eine bezaubernde Leichtigkeit in mein Sein, dass es kaum noch in Worte zu fassen ist. Was für ein herrlicher Quatsch! Die flotte Internetrecherche bringt dann auch helles Licht ins bis dato ehrlich zugegeben spirituelle Dunkle: "Die weiße Ente ist ein Glückssymbol, das vor allem Wohlstand und Ansehen verheißt. Sie kann auch die Intelligenz eines Menschen und die Weisheit des Unbewußten verkörpern, die bei der Realisierung von Zielen helfen. Es ist gut, Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Aber der Träumende sollte sich auch immer wieder vertrauensvoll dem Strom des Lebens überlassen." (gerne zitiert aus: Der Traumdeuter.ch) Hui, nun finde ich meinen Traum gleich doppelt und dreifach gut und hoffe inständig auf eine entsprechende Fortsetzung in der kommenden, erholsamen Nacht. Und wenn meine liebste Freundin E. dann in der nächtlichen Parallelwelt ihre Praxis eröffnet, lege auch ich mich gerne auf das Wohnzimmersofa.