Mein Leben, Lieben, Staunen, Genießen und Arbeiten auf Mallorca. Gedanken und Geschichten einer ehemaligen Journalistin, dann Aussteigerin, Gastarbeiterin, heute Therapeutin und Dozentin.
Mittwoch, 27. April 2011
Radfahren auf Mallorca ganz individuell
"Die sehen ja alle gleich aus", möchte man spontan behaupten. Doch das stimmt natürlich nicht. Auch wenn viele, genau genommen sehr, sehr viele Radfahrer und Innen auf Mallorca für das nicht-sportlich geschulte Auge schlicht weg vereinheitlicht wirken: Enge, kurze Hose, knappes Trikot, Helm als Hut, fertig. Die Abweichungen scheinen äußerst gering, und begegnet man einem Pulk dieser Spezies, die im Frühjahr wie Herbst im Speziellen die Sonneninsel Mallorca heimsucht, einer richtig großen, beräderten Sportgruppe, dann unterscheidet sie sich von der vorherigen Radfahrer- und Innen-Gruppierung lediglich durch leichte bis kaum merkliche Farbschwankungen, wenn überhaupt, die nicht wirklich ins Gewicht fallen. Für uns andere. Und überhaupt sind wir alle, die nicht radeln, ich meine natürlich rad-sportlern (!), so sehr darauf konzentriert, niemanden auf zwei Rädern, der uns einfach mal so eben auf der Bundesstraße auf unserer Fahrspur entgegenkommt, in seinem Rausch der Geschwindigkeit umzufahren, ja, ihn quasi zu retten, dass wir auf modische Details an sich wenig achten. Oder aber wir sind denn dann Fußgänger, die eher darauf bedacht sind, nicht von den Radfahrern um die Ecke gebracht zu werden, wenn auch unter rein sportlichen Gesichtspunkten, eben erneut im Rausch der Geschwindigkeit: Wehe dem, der auf der Promenade von Can Picafort schlendert, sich noch die Morgenmüdigkeit aus den Augenwinkeln wischt und verträumt seinen Blick über das glitzernde Meer in die Ferne schweifen lässt ..... mit viel Glück wird er noch rechtzeitig angeschrien, um Platz zu machen, damit das Fahrrad um Himmels Willen nicht langsamer wird! Ja haben die denn alle keine Bremsen? Ich hatte damals an meinem tannengrünen Hollandrad mit extra breitem und superbequemen Sattel und Körbchen für dies und das eine geniale Micky Maus-Klingel, die ordentlich was her gegeben hat, wenn man mal jemanden warnen musste. Ich hatte auch gleich zwei Bremsen, Rücktritt- und Handbremse. Was mir auch heute noch durchaus sinnvoll erscheint. Doch jetzt einmal ernsthaft: ich kenne auch tasächlich nette Radfahrer! Wir haben zum Beispiel einen irischen Klienten, der gerne (nach eigener Aussage) "mystic massages" bei uns bucht, was übersetzt Reiki bedeutet, ganz salonfähig und traditionell, nur möchte er gar keine Details wissen, über Reiki und so. Ihm genügt es, am darauffolgenden Tag locker in die Pedale zu treten und den Berg hoch zum Kloster Lluc mit Leichtigkeit zu erklimmen. Und er findet es toll, mit Reiki vom Muskelkater verschont zu bleiben. So sagt er. Ansonsten muss er auch schon einmal lachen, wenn ich ihm mit meinen Heilsteinen komme, die ihm gerade entsprechen. Er nimmt sie dann auch immer hübsch in die Hand bei der Behandlung. Unglaube hin oder her. Dieser Radsportler ist einfach herrlich. Und er fährt auch übrigens immer allein, Gruppenveranstaltungen meidet er. Den mag ich. So wie einen anderer Radfahrer, der auf Mallorca seine Runden zieht: der mag die scheinbar vorherrschende Moderichtung nicht, was sich unglaublich erfrischend äußert. Ja, er sprengt geradezu alle Regeln, und ich liebe es! Heute morgen sah ich ihn tatsächlich in Glitzerhose, nicht minder eng als bei den anderen, aber in so einer herrlichen Farbe, dass ich sie mir spontan für meine nächste 70er Jahre Disco-Party ausleihen würde. Bei ihm blitzte dazu die Spitze eines gewagten Tangas hervor, jawohl, mit dem Popo auf dem Sportsattel. Das würde ich mich natürlich nicht trauen. Aber es gibt mir insgesamt Hoffnung, dass tatsächlich nicht alle Radfahrer gleich sind, dazu unhöflich den Fußgängern gegenüber, oder gar rücksichtslos im Straßenverkehr. Und schon gar nicht einheitlich gekleidet. Und jetzt wünsche ich mir noch, dass dieser herrlich befreite, eben erwähnte, Radfahrerlook Mallorca erobert .....
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