Nachts um 04:10, gerade hat erfolgreich die Wildtierfütterung stattgefunden. Wer kann sich schon vorstellen, wie viel kleine Löwen doch tatsächlich verputzen können! Aus meinen tiefsten Träumen in die herrlich dunkle, friedliche Nacht von Son Serra zurückgeholt, durch ein zartes aber durchaus dringliches Maunzen, durfte ich wieder einmal fühlen, was Leben ist. Sein kann. Fern ab von irgendwelchen unsinnigen Sorgen, über die man so selbstverständlich verschwenderisch nachgrübelt, fern ab von der täglichen to-do-Liste, die oftmals ein kleines bisschen kürzer sein dürfte, fern ab von allem, was uns immer wieder gerne vom tatsächlichen Leben abhält: hier geht es um Grundbedürfnisse. Um das, was uns tatsächlich am Leben erhält. Im Leben sein lässt. Um Hunger, der gestillt werden will. Um den leeren, knurrenden Magen eines Mini-Kätzchens von nicht einmal vier Wochen. Um Aufmerksamkeit. Um Zuwendung. Um Liebe. Um Zärtlichkeit. Um Dankbarkeit. Um den Moment als die einzige Realität unseres Lebens. Nur hier und jetzt. Und während dieses bezaubernde kleine Wesen über dem Fressnäpfchen genüsslich satt wird, stehe ich fasziniert daneben. Ich habe noch nie Menschen verstanden, die keine kleinen Tiere mögen, an denen das Wunder des Lebens wieder einmal in Perfektion vorgeführt wird. Die Hauptdarsteller auf der Weltbühne. Respekt. Und als dann noch die Mini-Zunge das Wasser aus dem Schälchen holt, ist die Welt für einen winzigen Moment in Ordnung. Dabei sah es vor noch nicht einmal 42 Stunden ganz anders aus. Unsere drei wunderbaren Hunde rannten wie wild vor der Gartenhecke hin und her, sprangen davor hoch, klöfften in allen erdenklichen Oktaven und mit einer Lautstärke, die eigentlich unvorstellbar ist. Da konnten wir Menschen machen, was wir wollten. Die Hunde immer wieder zur Hecke hin. Bis auch wir dann das kleine, mittlerweile völlig verstörte Kätzchen zwischen den Ästen und Blättern entdeckten. Geradezu winzig, maßlos erschöpft, struppig, klamm, ausgemergelt, mit verklebtem Auge, übersät mit Ameisen. Und wild entschlossen, es mit uns allen aufzunehmen. Von der Katzenmutter keine Spur. Und das auch später nicht, als wir uns bei einsetzendem Regen dazu entschlossen, das kleine Tier ins Haus zu holen. Keine leichte Entscheidung, denn in den Dünen hinter unserem Haus leben zahlreiche Katzen, alle frei geboren. Nicht alle von ihnen werden alt, doch das Leben, dass sie in diesem Naturschutzgebiet haben, ist gut. Das können wir oft beobachten. Die kleine Wildkatze ließ sich schnell - wenn auch unter Fauchen - auf meine Hände ein, und bezog in unserer Küche ihr vorläufiges Zuhause. Die Nacht über mit Wasser und Futter aus der Pipette aufgepeppelt, war der Tierarzt schon am nächsten Morgen sehr zufrieden mit ihr. Den besten Schlafplatz von allen hat sich das kluge Tier dann gleich selbst ausgesucht, in der Sweatshirt-Kapuze meines wunderbaren Ehemanns, der sich zum Glück gar nicht mehr an seine starke Katzenallergie von vor 15 Jahren erinnern kann. Sehr, sehr schnell ließ die kleine Katze uns zu, wir immer noch mit dem Blick auf die Dünen, ob nicht doch noch die Katzenmutter auftaucht. Und dann heute Nacht der Moment in der Küche. Und während ich noch einmal den kleinen, lustigen, weichen, vollgefressenen Kugelbauch unseres Überraschungsgastes kraule - das erste Schnurren! Mich Anstupsen. Spielen wollen. Was für ein Glück! Diese Hürde ist genommen. Die Minikatze wird weiterleben. Was nun kommt? Wir werden sehen.
Warum habe ich Tränchen in den Augen????
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