Donnerstag, 16. September 2010

schwer verliebt

Meine Freundin ist schwer verliebt. In einen wunderschönen Profifußballer, den Star des FC-ich-weiß-gerad-nicht-mehr, denn mit Fußball an sich hab ichs nicht so. Aber besagter Spieler sieht wirklich nett aus. Ja, sogar richtig süß, wenn er einem so topgestylt und absolut perfekt belichtet vom Hochglanz-Foto her anlächelt -  welches meine Freundin immerimmerimmer bei sich trägt. Oder von dem professionalen Din-A-4-Posterchen, dass sie auch schon mal des nachts unter ihr Kopfkissen schiebt. Wenn sie nicht gerade damit schwungvoll durch den Raum tanzt, ihren 1-A liebesverklärten Blick auf dem wonnigen Gesicht. Und das ist jetzt kein Witz! Das ist intensiv gelebte Realität. Der Haken an der ganzen Nummer ist: der Fußballstar weiß nichts von ihr, ahnt nichts von diesem-seinem Schicksal des haltlos Geliebtwerdens, denn meine Freundin ist bisher nur ein anonymer Fan. Und von ihrer Sorte wird es noch ein oder zwei weitere Frauen geben, schätze ich jetzt mal so locker in die Runde. Ganz wichtig: Meine Freundin ist auf keinen Fall eine Stalkerin, nicht, dass das jetzt irgendwer falsch versteht. Sie ist eine tolle Frau, die ich für ihre Arbeit bewundere, absolut taff, sehr rational, selbstständig und unabhängig. Sie steht ihren Mann im Leben wie im Beruf. Wunderbar. Nur manchmal, da rafft sie die Schwärmerei dahin. Diese unbändige Sehnsucht. Nach bedingungsloser Liebe. Nach einfach zu lebender und erlebender Liebe. Nach rosaroten Gefühlen. Bitte, bitte einmal wieder auf Wolke sieben schweben. Und das tut ihr gut. Dabei ist meine Freundin auch noch in einen anderen Mann verliebt. In ihren Ehemann nämlich. Nur dass genau an diesem Punkt der gnadenlose Alltag ins Spiel kommt. Ich behaupte sogar, sie ist in ihren Ehemann vielviel mehr verliebt, als in ihren Fußballprofi. Sonst würde sie gar nicht so lange durchhalten. Im Alltag, meine ich. Früher, ja früher gab es nur die tiefschwarzen Haare ihres Gatten, die ihr den Atem raubten, nicht die blonde Fußballermähne, die sie heute dahin schmelzen lässt, wie Vanilleeiscreme in der Sonne. Die glänzend dunkle Haarpracht hat meine Freundin immer noch jeden Tag vor Augen. Alles zum Greifen nah. Nur - ach, der Alltag ..... Mit der blonden Fußballermähne kann man zum Beispiel gar nicht streiten, so gut retuschiert ist einfach alles nur schön. Ein ewiges Lächeln vom Foto herab. Der blonde Schönling ist immer gut drauf. Er widerspricht nie. Ganz anders als unsere Ehemänner! Und das ist wunderbar! Äh, ich meine nicht es, sondern sie: unsere Ehemänner sind ganz wunderbar! Hand aufs Herz, Mädels, alles andere wäre uns doch viel zu langweilig. Wir brauchen die Herausforderung mit echten Männer, von denen wir lernen können und die uns etwas im gleichen Maße zu sagen haben, wie sie uns mit unendlicher Liebe zuhören. Was ist denn die pastellfarbene Wolke 7 wert, wenn wir nicht wissen, dass wir auch einen Mann an unserer Seite genießen, der mit uns im Sturm besteht, der für uns durch die Hölle gehen würde! Also weg mit den Hochglanz-Imitaten und Augen auf für die wahren Helden unseres Lebens. Und wir können entdecken, dass das haltlos Geliebtwerden tatsächlich Bestandteil unseres Alltags ist. Vielleicht ist es einfach wieder einmal an uns, zum schwungvollen Tanz "in echt" aufzufordern: um den Rhythmus des Alltags neu zu definieren.

1 Kommentar:

  1. .. und was ist schöner als sich immer wieder auf ein Neues in den Mann an unserer Seite zu verlieben !! ... und verliebt sein ist sehr ansteckend ;-)) !

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