Donnerstag, 23. September 2010

Mein Erste-Hilfe-Reiki-Lebensregeln-Kästchen

Heute morgen habe ich geweint. Ein bisschen. Doch nur ganz kurz, denn dann musste ich auch schon wieder lächeln, und zwar über nichts geringeres, als einfach mal schachmatt zu sein. Während meiner Arbeit mit ratsuchenden Menschen, zum Beispiel in der Paar-Therapie, stecke ich es ganz locker weg, aber hallo, wenn sich Zwei wie Hund und Katze zanken. Dann bin ich geradezu inspiriert, erkenne mit Leichtigkeit Blockaden, entschlüssele Muster, schlage Lösungsansätze vor, bringe meine Klienten zum Lachen und zeige ihnen durchaus den Mut und all die Möglichkeiten, die in ihnen schlummern und transformiert werden wollen. Bis hin zum "Ende gut, alles gut". Bei mir daheim, in meiner persönlichen Oase des Friedens, die ich bisher unantastbar glaubte, steh ich nun da, wie ein totales Weichei: während sich - wortwörtlich - Hund und Katze als eben solche outen. Die Mini-Wildkatze hat nämlich eine Maxi-Persönlichkeit, die kaum in sie hinein passt. Dazu ist sie natürlich ein Baby, das beachtet werden will. Und da sich das klitzekleine Tier sensationell erholt und nun mit wachen Augen die Welt erkunden möchte, was nur natürlich und außerdem herrlich ist, kann es passieren, dass es, gerade aus süßen Katzenträumen erwacht, aus der Kapuze meines Mannes hervorlugt, wie die Königin von Mallorca thront und einfach mal in den Raum hinein faucht. Aber wie! Für die Hunde ein gefundenes Fressen, um ihrerseits alles zu geben und in Menschen-Ohren-betäubender Lautstärke zu bellen, was drei junge, kräftige, strandgeprüfte und trainierte Lungenpaare hergeben. Und dabei tatsächlich versuchen, wie auch immer, das Katzenkind zu erreichen .... und zu schütteln? zu fressen? Schwupp, die schlimmsten Alpträume drängen in den bewussten Teil des Hirns! Wie soll das bloß alles werden? Das Miezchen bleibt zum Glück weiterhin in der Kapuze sitzen, doch leise sein oder sich verstecken, nein, das will es nicht! Während nun unser Häuschen tierisch vibriert und die hochgerechnet 16 Pfoten so gut wie alles geben, gebe ich auf. Nicht schon wieder. Denn auch auf ein einfaches Miau, zart und leise, folgt immer, immer, immer und in jedem Fall ein Mega-Turbo-Bell-Konzert. Da ich von Valium erst einmal nichts halte, greife ich also zu meinem Erste-Hilfe-Reiki-Lebensregeln-Kästchen. "Gerade heute sorge dich nicht." Na klasse. Aber was soll´s, ich lasse mich darauf ein, und hoffe auf ein besseres Morgen. Oder Übermorgen. An dem sich alle ein bisschen mehr aneinander gewöhnt haben. "Gerade heute sei dankbar" ist wieder einmal ganz leicht. Danke für die tollen Hunde, und danke, danke, danke, dass das Katzenmädchen so schnell fit geworden ist. Und dann kommt noch "Gerade heute arbeite hart an deiner spirituellen Entwicklung!" Schluck. Also wieder einmal erkennen, dass gar nichts im Leben tatsächlich zu kontrollieren ist? Dass man immer nur sein Bestes geben kann, und das auch vollkommen gut ist? Zu vertrauen, dass alles seinen Sinn hat und sich zum Guten wenden kann? Dass man nicht zu früh aufgeben sollte? Ein Hoch auf die Esoterik. Und als mich mein Mann dann in den Arm nimmt und mir zärtlich ins Ohr flüstert, "hey, das schaffen wir doch", fällt es mir auch ganz, ganz leicht, "Gerade heute liebe alles, was lebt" in meinem Herzen zu fühlen.

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