Mittwoch, 1. September 2010

Das Meer bleibt leer

Wir pruscheln so im Laden vor uns hin, schließlich ist es ein turbo heißer Vormittag und das gesamte touristische Volk scheint an den Strand gezogen zu sein. Und da ist ständig dieses Pfeifen! Nein, nicht in unseren Köpfen, doch in den Ohren, und wir hören es über die sanften Reiki-Melodien hinweg penetrant und immerzu. Und wir erkennen schließlich auch, was es ist: der mittlerweile an sich und seiner Autorität stark zweifelnde Rettungsschwimmer an der Playa, der sein Aussichts-Wach-Türmchen unweit vom Laden am Strand postiert hat und nun mit seiner heißlaufenden Trillerpfeife die schwimmfreudigen Urlauber zur Raison ruft, kommt vom anhaltenden Pusten ins heiße Pfeifchen ganz aus der Puste. Jeder, der ins Wasser will, wird energisch zurückgepfiffen, und es wollen viele ins Wasser. Was macht da schon die rote Flagge, die vor der unglaublich starken und natürlich unsichtbaren Unterströmung von Can Picafort Beach kräftig wehend warnt. Aber was weiß schon so ein Rettungsschwimmer, denn schließlich ist Urlaubszeit gleich Bade-Spaß-Zeit. Der Mallorcareisende sehnt sich ins kühle Nass. Ich mag gar nicht hochrechnen, wie viele Ertrinkende ein einzelner guter Rettungsschwimmer bei diesem ordentlichen Wellengang (rechtzeitig) aus dem Wasser ziehen kann, und schon gar nicht, wie viele in welcher Zeit. Warum versteht das denn keiner? Wo bleibt das Vertrauen der Menschen in Regeln? Mords-Unterströmung plus Riesenwellen gleich Lebensgefahr. Es gibt doch zumindest für den einen Tag die sicherere Swimmingpool-Variante im Hotel. Das ist zwar nicht so wild und frei, wie das Meer in der Bucht von Alcudia, aber nass ist es doch auch. Und richtig Schwimmen - Hand aufs Herz - tun doch eh die Wenigsten. Ich gehöre auch zur Dümpel-Fraktion, wenn auch ohne Luftmatratzte, aber einfach so im Meer chillen ist für mich Kult. In meinem Partnerhotel gibt es in dieser Saison jetzt übrigens auch einen Rettungsschwimmer, der zu den unterschiedlichsten Zeiten mit seinem Notfall-Köfferchen anrückt, sich einen bequemen Stuhl schnappt, sein Wässerchen trinkt und den Pool observiert. Er ist der unumstößliche Beweis dafür, dass man im Schatten auch knackig braun wird, man muss nur lang genug sitzen bleiben. Ein hübsches Kerlchen, auf den so mach eine alleinreisende Dame ihr Augenmerk gerichtet hat, ich habs selbst gesehen. Und ich wundere mich, dass es nicht mehr fingierte Einsätze im Pool für den Jungen gibt. Ihm sei auch tatsächlich ein bisschen langweilig, gestand er mir kürzlich, und mit meiner Frage, ob das denn bei seinem Job nicht sogar gut sei, konnte er dann gar nichts anfangen ......

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen