Mein Leben, Lieben, Staunen, Genießen und Arbeiten auf Mallorca. Gedanken und Geschichten einer ehemaligen Journalistin, dann Aussteigerin, Gastarbeiterin, heute Therapeutin und Dozentin.
Freitag, 22. April 2011
Für Elis, Ute und uns andere
Das Leben ist vielseitig. Diese Tatsache wird niemand bestreiten. Vielschichtig. Und das Leben bedient sich ganz unterschiedlicher Zeitrechnungen, die mit dem menschlich eingerichteten 24-Stunden-Takt, dem Wunsch nach Ordnung und Struktur, nichts zu tun haben. Mal ist so ein Tag ruhig und beschaulich. Träge. Ja, beinahe zäh. Angenehm gestreckt, so dass man Zeit genug hat, seine Gefühle zu sortieren. Das Erlebte zu verdauen. Und dann gibt es Tage, die sind wie ein ganzes gefühltes Leben. Von vorne bis hinten. Gestern war so ein Tag. Was haben wir gelacht. Unsinn gemacht und Spaß gehabt. Und abends einen guten Freund betrauert. Leben und Tod. Das unbändige Leben in seiner Gesamtheit. Zunächst ein perfekter, wunderbarer Start in den frühen Morgen, ein herrliches Erwachen. Dann ein erfüllter, erfolgreicher Arbeitstag. Intensive Gespräche. Momente der Entscheidung. Erleichterung. Sogar Leichtigkeit. Und abends ein großes Glas kühlen Weißweins des natürlich-gar-nichts-Vergessens, viel zu schnell getrunken, von dem mir heute Morgen noch schlecht ist. Mir, von der Wirtin, serviert im Pessimismus, in Wut und Hoffnungslosigkeit. Auch in Ignoranz vor der Wahrheit. Und in Ignoranz vor der immer präsenten Schönheit der Welt. Der Vollkommenheit in der Unvollkommenheit. Und in meiner tief empfundenen Trauer und meinem Mitgefühl für die, die noch viel mehr trauert, den Verlust von so Kostbarem betrauert, weigere ich mich standhaft, unsere Tage hier im Paradies, auf der Erde, zu reduzieren. Nichts ist nur schlecht! .... Ja, absolut, auch ich finde das Leben manchmal total daneben, und man kann mich sogar dabei ertappen, wie ich (zum Glück nur selten) mit dem Universum schimpfe. So ganz global. oder auch im Speziellen. Wie gestern Abend. Um dann zurück zu meinem Punkt des Inneren Friedens zu gelangen. Zu flüchten. Nach Hause zu kommen. In mich und meinen Entschluss. Dem Gefühl und auch der Logik, dass das Leben .... vielseitig ist. Nicht mehr und nicht weniger. Und zu meiner festen Überzeugung zurück zu gelangen, dass in der wahren Trauer die Fähigkeit des Genusses liegt! Tief verankert. Die Fähigkeit des Genusses, mit jemandem zusammen zu sein. Die Fähigkeit zu lieben. Die Fähigkeit zu erkennen, was unsere Reichtümer ausmacht. Die wahre Trauer, so fühle ich es, hat, wenn überhaupt, nur ganz kurz mit Wut oder Missmut zu tun. In der wahren Trauer, gefühlt mit jeder Faser unseres Herzens, in der Trauer, die uns den Verstand zu rauben scheint, dann und wann, steckt, unerschütterlich verwurzelt, der Mut zum Leben. Das Ja zum Leben. Die Lust am Leben. In guten wie in schlechten Tagen. In Freude und Zusammensein, in Geborgenheit und mit all den schönen Gefühlen, die wir so gerne mögen. Und in der Trauer steckt, nicht minder tief verankert, der Mut zum Leben mit seinen Abschieden. Steckt der Mut zum Leben mit all den Toden, die wir sterben, dem Loslassen und Akzeptieren lernen ..... Auf alle, die gegangen sind. Ihr seid in unseren Herzen ..... Auf alle, die hier sind. Mit denen wir jetzt zusammen sein dürfen. Für euch sind wir unendlich dankbar. ..... Auf alle, die hier sind: Um heute zu trauern. Und um morgen erneut das Leben zu feiern.
Montag, 18. April 2011
Eine Liebesgeschichte
Die Zeit war fast um. Nur noch wenige Minuten, vielleicht eine knappe Viertelstunde, wenn er die Zeit ein wenig strecken wollte. Vorsichtshalber. Ein bisschen mehr Spielraum. Was seine Geschichte glaubhafter machen würde. Insgesamt betrachtet. Sie schaute ihn immer ein wenig skeptisch an, wenn er zur Haustür hereinkam. Misstrauisch, und es schmerzte ihn tief, sie zu belügen. Auch wenn ganz klar war, dass sie es ja so wollte. Dass es keine andere Möglichkeit gab, als so zu tun. Absolut nicht. Die Wahrheit blieb unausgesprochen. Und hing dennoch zwischen ihnen wie ein schwarzes, schweres Band. Ein Band, das sie zusammenhielt, genauso wie die unzähligen weißen und bunten Bänder ihrer langen, langen Beziehung. Doch so dunkel und traurig, dass es Schatten warf in alle Richtungen. Sie spielten dieses Spiel schon eine ganze Weile. Monate. Zähe, kraftraubende Monate. Nun, lange würde es nicht mehr funktionieren. So viel stand für ihn fest. Und auch sie wusste es, da war er sich sicher. Noch eine Weile den Schein wahren. Bedächtig schaute er hoch zum Himmel, auch der wusste es besser. Unverschämt Blau mit der Leuchtkraft des lebendigen Sommers. Doch die Herbststürme würden kommen. Schon sehr bald. Auch in diesem Punkt war die Zeit fast um. Wie sehr ein Geschenk doch schmerzen kann. Dabei hatte sie es nur gut gemeint, aber geschehen nicht tatsächlich die größten Fehler aus Liebe? Sie sah ihn an, und dabei wollte sie ihn nicht sehen. Nicht erkennen, an welchem Rand ihrer beider Beziehung stand. Einen winzigen Schritt vom Abgrund entfernt. Der sie unweigerlich und unwiederbringlich von einander trennen würde. Für immer. Was für eine Aussage. Schluss. Aus. Vorbei. An sich hatte er immer gut gehen können. Er hatte ein hervorragendes Gespür dafür, wann eine Sache ausgesessen war. Und nun saß er hier in diesem Wäldchen seine Zeit ab. Nicht weit von seinem Haus entfernt. Doch weit genug entfernt von ihr, damit sie ihn nicht sah. Ihn nicht entlarvte. Ihn nicht fragen konnte. Der Rucksack neben ihm fiel schwer ins Gewicht. Prall gefüllt mit seinen noch trockenen Badehosen und Handtüchern. Der Rucksack: Ein Teil ihres Geschenkes. Ein Teil der Abmachung, sich noch einmal dem Leben zuzuwenden. Noch einmal der Mann zu sein, der er vor vielen Jahren gewesen war. Den sie bereits verloren hatte, ohne es zugeben zu können. Auch darüber wurde geschwiegen. Und vielleicht war es auch ganz gut so. Zumindest in einigen Punkten. Manchmal so zu tun, als sei die Welt in Ordnung? Was konnte daran schlecht sein. Den Schmerz für einen Moment vergessen. Denn keine Sorge, er meldete sich ganz von allein und beständig zurück. Darüber musste man nun wirklich nicht reden. Er hatte Begeisterung gezeigt, Begeisterung vorgetäuscht, als sie ihm freudestrahlend und voller Optimismus sein Geschenk überreichte. Vielleicht hatte sogar er selbst noch einmal für einen unscheinbaren Moment daran geglaubt, das Rad der Zeit zurückdrehen zu können. Seinen Körper noch einmal lieben zu lernen. Regelmäßig schwimmen zu gehen, wie er es in seiner Jugend getan hatte. Doch sein Kopfsprung ins kalte Wasser war schon lange den schweren, leidvollen Bewegungen eines kranken, alten Mannes gewichen. Bis zu seiner Bank, seinem Versteck im Wald, zu gelangen, war bereits eine Tortour an sich. Doch das war er ihr schuldig. Nicht das Haus zu verlassen, um - aber natürlich! - seine Bahnen im Wasser zu ziehen, nein, das tat er ihr nicht an. Und so schlich er sich immer zur Tür heraus. Rief einen kurzen Abschiedgruß die Treppe hinauf, damit sie sein Gesicht nicht entschlüsseln konnte. Sie seine gespielte Fröhlichkeit nicht zutiefst verletzen würde. Das Prinzip der Hoffnung. Die Zeit war um. Mit zähen Bewegungen erhob er sich von der Waldbank, schulterte den viel zu schweren Rucksack und schlurfte mehr als das er ging, nach Hause. Zu ihr. Schließlich war die Zeit knapp. Und unsagbar kostbar. Den nächsten Sommer würden sie nicht mehr miteinander verbringen ......
Samstag, 16. April 2011
Mit dem Kamel in die Wüste
"Steigen Sie bloß nur von hinten auf, die beißen", ansonsten sei aber alles ganz toll, versichert uns unsere Reiseleitung mit einem aufgesetzt strahlendem Lächeln, wie es nur die totale Gleichgültigkeit hervorzubringen vermag. Meinen damals noch zukünftigen Ehemann lässt diese inhaltsreiche Aussage trotz heißen Wüstentemperaturen relativ kalt. Nur ich frage mich mal eben, was mich um Himmles Willen da geritten hat, auf so eine Touri-Tour einzusteigen. Nun ja, die Auswahl war nicht so übermäßig groß gewesen, und so sitzen wir nun mehr oder minder spontan im Schicksals-Bus via Sahara. Ja, doch, die Wüste sehen möchte ich unbedingt, und ja, auch ein paar Meter erfühlen, sie riechen, eben alles, was sich mein romantisch veranlagtes Gemüt so vorstellt. Aber einem Kamel mein Leben anvertrauen? Ach herje, sei´s d´rum, mitgehangen, mitgefangen. Und noch durchaus in der optimistischen Annahme, man werde mir schon ein ganz kleines, sprich niedriges, Tier zuweisen, ein ruhiges Liebes, lacht sich das Universum schon mal ins Fäustchen. "Das da", und bei dem entsprechenden Fingerzeig zucke ich kurz mal zusammen, vielen Dank, ich habe den Hauptgewinn gezogen. Mein Kamel, was genau genommen ein Dromedar ist, schaut mich aus einer unsagbaren Höhe von mindestens zwei bis drei Metern oder noch viel mehr über seine Schulter über seinen Höcker an, und ich vernehme im Geiste ein deutliches "na, lass die Kleine mal kommen"-Raunen. Dieser Blick aus den tiefschwarzen Augen sagt mehr als tausend Worte, und es ist klar, dass nicht etwa ich auf diesem Tier reiten werde, sondern das Kamel gerade entscheidet, ob und wie weit es mich mit sich trägt. Irgendwie findet mein zukünftiger Ehemann die Gesamtsituation derweil megaschön, und er steuert auf ein ganz kleines, niedliches Dromedar zu, welches ihm natürlich freundlich zuzwinkert. Gewissermaßen. So soll ich also meinen Tod in der Wüste finden, schmücke ich mir meinen aktuellen Lebensstand aus, zugegebenermaßen ein wenig theatralisch, aber wenn schon, denn schon, und darauf kann sich die Reiseleitung nun verlassen: ich nähere mich dem grimmigen Riesentier haargenau nach Anweisung, also Dromedar-Kopf-fern! Das Kamel also in die Knie, ich auf das Kamel herauf, das allein schon ein Kunststück für mich, da ich nicht wirklich über "das Goldene Sportabzeichen" und die damit verbundenen akrobatischen Fähigkeiten verfüge. Und die Karawane setzt sich in Gang. Zumindest wird mir vom Schaukeln hoch oben auf dem Tier nicht speiübel, mein Magen zeigt sich aber dennoch nicht wirklich glücklich. So geschieht es, dass ich mich auf Reiki besinne, und los geht´s. Erwartungsgemäß zügig spühre ich bewusst den Fluss dieser wunderbaren Energie, und mein Kamel denkt derweil ernsthaft darüber nach, wie es mich fressen kann. Immer wieder sein Schulterblick: "Dich krieg ich noch." Natürlich habe ich tiefstes Mitgefühl für diese wunderschönen, außergewöhnlichen Tiere, die Tag für Tag die Touristen in die Wüste tragen. Ich befürchte, es sind nicht alle so respektvolle Pakete wie mein zukünftiger Ehemann und so leichte Beute wie ich. Und während ich mich so umschaue und die Einzigartigkeit der Natur im Sonnenuntergang in mir aufnehme, die Wüstenluft einatme und mich dem Schaukeln hoch oben auf meinem Dromedar hingebe, lege ich dem Tier die Hand auf den Rücken, fühle die Kraft dieses beeindruckenden Wesens und biete ihm Reiki an. Das Kamel bockt sofort und wirft mir einen Blick über seine Schulter zu, der vernichtend ist. Vor Schreck schnellt meine Hand zurück. Die Karawane zieht weiter. Nun, irgendetwas verändert sich. Und ich probiere es noch einmal. Mein Reittier muckt tatsächlich deutlich zögerlicher. Trotzdem ziehe ich meine Hand wieder zurück. Doch als es nun daran geht, dass die Tiere sich niederbewegen, um die Menschen ihre eigenen Fußabdrücke in der Sahara verwirklichen zu lassen, bis der nächste, noch warme Abendwind sie verweht und schließlich wieder auslöscht, kann ich etwas anderes nicht lassen. Ich gehe, mit höchstem Respekt vor dem wirklich großen Maul, nun doch von vorne auf den Kamelbullen zu. Ich fühle mich wie in Watte gepackt, zeitlos, was nicht zuletzt an der Wüste liegt. Ich folge einem Impuls in mir, der gelebt werden muss, jetzt in diesem Augenblick. Das Tier schaut mich an. Es schaut in mich hinein. Und ich sehe nichts anderes. Ich hebe sanft meine linke Hand. Unabänderlich. Und das Dromedar streckt mir seinen großen, schweren Kopf entgegen. Wir berühren uns. Als wäre es nie anders gewesen. Gar nicht anders vorstellbar. Ich lasse Reiki fließen. Und das Tier seinen ganzen Zauber. Überwältigend ..... Ich stelle mir vor, dieser Moment dauert ewig. Unendlich. Und auch jetzt, rund elf Jahre später, fühle ich diese Begegnung, als fände sie gerade statt. Dieser unglaublich schwere Kamelkopf in meinen Händen. Die Erfüllung einer tiefen Sehnsucht .... Diese nachtschwarzen Augen. Diese besondere, völlig einnehmende Stimmung der Sahara ..... Dankbarkeit. Verbundenheit ......
Montag, 11. April 2011
Guten Morgen, Mallorca!
"Ich zerfalle zu Staub!!!" nörgel und nuschel ich unter der Steppdecke hervor, meine Augenlider noch tiefschlaffest zusammengepresst und vorsichtshalber mal alle Gliedmaßen ins tiefe Dunkle und herrlich Warme meines Bettes eingezogen. Nutzt leider nichts, die Geräusche, die gedämpft meine Ohren suchen und finden, sind verräterisch. Eindeutig. Erst rucken die weißen Vorhänge, dann öffnen sich die grünen Palisaden, so viel steht fest. Mein geliebter Ehemann kennt keine Gnade mit den kleinen Geschöpfen der Nacht - sprich: mir - und lässt das erste goldene Sonnenlicht des Tages in unser Schlafzimmer fließen. Ja, weiß er denn nicht, was da alles passieren kann?? Er lächelt nur, das spüre ich in meiner Verkapselung unter dem Bettüberwurf und klammer mich noch intensiver an den Laken fest. Ich falle zwar wahrlich nicht unter die Gattung der Vampire, bei denen in der Tat kein Sunblocker eine echte Hilfe ist und die vollständig die Nacht zum Tag machen, doch ja, eine gewisse Lichtscheue, gepaart mit der frühen Morgenstunde, ist bei mir durchaus zu diagnostizieren. Meinen Göttergatten erschüttert das herzlich wenig. "Eigentlich ist es doch auch erst halb sieben", argumentiere ich schwach, ich behaupte nämlich gerne, es mit der Uhrumstellung und der Sommerzeit nicht so zu haben. "Du immer mit deinem eigentlich", lacht mein Mann, damit ist unsere intellektuelle Konversation in den frühen Morgenstunden auf dem Zenit. Und er greift wie zu erwarten sehr, sehr tief in seine Trickkiste: "Kaffee, meine Süße?" zwitschert er (beinahe) wie die Vögelchen in den Dünen vor dem Schlafzimmerfenster. Ohne Gnade! Und damit packt er mich, der Fuchs. Ein schauspielerisch maßlos ungenügsam vorgetäuschtes zögerliches "na gut" kommt wie von selbst über meine Lippen, die zwar immer noch unter der Decke hervorbrummeln, doch wenigstens zwei bis drei weitere Minütchen muss ich noch durchhalten ..... dann ist mein Geliebter entschwunden, die Treppe hinunter, und ich vernehme freudig von ganz weit weg, in einer anderen Dimension, in unserer Küche, die wunderbar vertrauten Geräusche seines morgendlichen Rituals: des Kaffeekochens! Schwupps, werfe ich die nun viel zu schwere Steppdecke schwungvoll zur Seite und recke und strecke genüsslich meine faulen Glieder. In alle Richtungen. Und lasse dabei die frische Meeresluft Mallorcas tief in meine Lungen fließen. Was für ein Genuss. Was für ein Luxus. Dessen bin ich mir in jeder Sekunde bewusst. Und während sich der sanfte Duft der blühenden Sträucher von draußen in mein Bewusstsein nach innen schlängelt, malen ein Stockwerk tiefer die röstfrischen Kaffeebohnen. Ich schüttel gekonnt die Kissen durch und türme sie fachfrauisch hinter mir auf, untermalt vom entfernten Wasserkocher-auf-dem-Gasherd-Pfeifen. Und als nun mein fürsorglicher Gatte zurückkehrt, zwei Porzellanbecher mit köstlich duftendem, dampfenden, frischaufgebrühtem Kaffee in seinen Händen, ist mein Gesicht zum Glück bereits wach genug, ihn von Herzen dankbar anzulächeln. Dabei sehen seine Augen des Liebenden natürlich über meine nächtlichen Knautschzonen hinweg, der Tag wird es richten. Das Prinzip der Hoffnung. Und mit dem himmlischen Gemisch aus Dünenduft und Kaffeearoma, dazu bequeme Kissen in meinem Rücken, den lebendigen und inspirierenden Geräuschen des Meeres durch das geöffnete Fenster und allem voran dem Menschen an meiner Seite, für den es sich so sehr lohnt zu erwachen, bin ich durchaus bereit, mich den Anforderungen des neuen Erden-Tages zu stellen. Die Augen weit zu öffnen für das Leben dort draußen. Guten Morgen, Mallorca.
Mittwoch, 6. April 2011
ich hatte einen Traum ...
Ich hatte einen Traum .... und zwar vergangene Nacht: einen Traum, in dem mir meine liebste Freundin E. tatsächlich und über alle Maßen hinaus stolz verkündete, sie werde nun ihrer tiefempfundenen Berufung folgen, daraufhin spontan das Business wechseln - und ebenfalls Hypnosen anbieten. Aha, staunte ich erfreut, und aus tiefstem Herzen neugierig, folgte meine offensichtlich erwartete Frage, was genau sie denn vorhabe. Sie habe bereits die erste Klientin, berichtete E. freudestrahlend weiter, die sie erst einmal auf das Wohnzimmersofa betten würde, schließlich sei Couch gleich Couch und es käme letztendlich auf die tiefen, heilsamen Inhalte an. Absolut. Da muss ich ihr Recht geben. Und dann, so E. weiter, würde sie - und jetzt kommt´s - kleine weiße Enten durch ihre Hypnoseklientin marschieren lassen, als Vision, versteht sich; ganz, ganz kleine weiße Enten, und nicht etwa Entenküken, denn die wären ja auch babygelb und flauschig, nein, nein, die nicht. Strahlend weiße, bildschöne, reine, anmutig watschelnde Enten in Makroformat, also wirklich ganz, ganz ziehrlich, so dass sie prima in und durch den menschlichen Körper passen. Und fertig. "Dann lasse ich meine Klientin erst einmal ruhen und gehe raus. Die kleinen weißen Enten erledigen derweil ihre Arbeit." Da bin ich baff. Und ich muss lächeln. So simpel und kindlich es scheint, dieser Hypnoseansatz könnte es tatsächlich schaffen. So absurd es klingen mag, so herrlich finde ich die Idee. Nun gut, man muss zumindest Enten mögen, aber wer tut das nicht. Und während ich mir tatsächlich sofort vorstellen kann, wie kleine und sogar fröhliche weiße Enten meinen energetischen Raum betreten, muss ich noch mehr lächeln. Pluspunkt, liebe E.. Damit hast du mich schon einmal richtig gut abgeholt, wie man so sagt, unter Hypnotiseuren. Und wenn dann diese wunderschönen Tiere, also meine Enten sind so etwas von niedlich!, in ganz, ganz Klein durch mich hindurchwatscheln, fühle ich ein überaus angenehmes Kitzeln, dass meinen kompletten Körper zu neuem Leben erweckt. Und natürlich muss ich nun richtig gehend lachen. Die Enten bringen mit einem lichtvollen Schwung eine bezaubernde Leichtigkeit in mein Sein, dass es kaum noch in Worte zu fassen ist. Was für ein herrlicher Quatsch! Die flotte Internetrecherche bringt dann auch helles Licht ins bis dato ehrlich zugegeben spirituelle Dunkle: "Die weiße Ente ist ein Glückssymbol, das vor allem Wohlstand und Ansehen verheißt. Sie kann auch die Intelligenz eines Menschen und die Weisheit des Unbewußten verkörpern, die bei der Realisierung von Zielen helfen. Es ist gut, Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Aber der Träumende sollte sich auch immer wieder vertrauensvoll dem Strom des Lebens überlassen." (gerne zitiert aus: Der Traumdeuter.ch) Hui, nun finde ich meinen Traum gleich doppelt und dreifach gut und hoffe inständig auf eine entsprechende Fortsetzung in der kommenden, erholsamen Nacht. Und wenn meine liebste Freundin E. dann in der nächtlichen Parallelwelt ihre Praxis eröffnet, lege auch ich mich gerne auf das Wohnzimmersofa.
Montag, 21. Februar 2011
Für die Liebe zum Leben
Guten Abend, mein lieber Urlaubs-Blog, ich bin ja so müde. Denn hinter mir liegt ein ereignisreicher Ferientag voller Spiel, Spaß und Spannung, wie nur das Leben selbst ihn zu gestalten vermag. Derweil legen sich sanft die Schwingen der Nacht über meine Zuhause-Urlaubsinsel. Die Dämmerung nimmt sich liebevoll der Farben eines strahlenden Sonnentages auf Mallorca an. Und die Welt hier direkt vor meiner Haustür ist im Frieden. Das Meer zu meiner Linken zeigt sich von der friedlichsten Seite. Der frische Februar-Wind hat schon lange Feierabend. Mein wunderbarer Ehemann verwöhnt mich gerade jetzt mit einem Glas des tiefroten Mallorcaweins, während im Kamin das Feuer knistert und wohlige Wärme verströmt. Und ich atme durch. Rund elf Stunden ist es her, seit wir zu unserem langersehnten Ausflug in die Berge aufbrachen. Bei sich aufklarendem Wetter, mit prickelnden Frühlingsgefühlen im Gepäck, und unser Auto dabei voller leerer Kanister, die sich mit dem lebendigen, heiligen Wasser unserer Lieblingsquelle füllen wollten. Diese sollten wir heute nun nicht erreichen. Denn auf knapp halber Strecke mit durchweg imposanter Steigung durch traumhafte Felsen unter alten, hohen Bäumen, den Blick immer wieder ins Tal gerichtet, bei freier und klarer Sicht ... gab unser Auto den Löffel ab. "Mit dem Bus, mit der Bahn, mit dem Schiff" ist eine viel gerühmte Ausflugskombination auf der Sonneninsel. Wir durften heute die Variante "mit dem Auto, mit dem Abschleppwagen, mit dem Linienbus" erleben. Zu unserem Glück kam der Motor unseres Wagen an einer wirklich hübschen Stelle im Trammuntana-Gebirge ins dampfende Brodeln, und wir hatten die Gelegenheit, in wärmenden Sonnenstrahlen und am Fuße eines knorrigen Olivenbaumes den netten Mann vom Abschleppdienst zu empfangen. Die Vögel zwitscherten hoffnungsvoll. Junge Ziegen weideten an den Hängen. Idyllisch. Fröhlich. Zwar fiel nun unser Frühstück und auch eigentlich das Mittagessen aus, dass wir an exponierter Stelle genießen und zu uns nehmen wollten, aber das gute Gefühl, mehr als nur mein Körper zu sein und dazu noch Herrin über irdische Hungergefühle, und sei es auch nur für ein paar Stunden, entschädigte schon ein wenig für ein kräftiges Brot mit schmackhaftem Olivenöl und würzigem, heimischem Käse, dazu heißer, starker, tiefschwarzer Kaffee .... ach, ich schweife ab. Glücklicherweise war es zur Autowerkstatt in Inca quasi ein Katzensprung. Wir kamen rechtzeitig in der Siesta- und somit arbeitsfreien Zeit dort an. Das Warten wurde uns prompt versüßt. Und mein fürsorglicher Ehemann fragte sofort, als er die kleine Bar gegenüber der Werkstatt erblickte: "Worauf hast du Hunger?" "Auf fast alles", gestand ich lachend, und so wurde ich ausgeführt, zu Kroketten und Coke eingeladen. Ich habe selten etwas Leckereres verspeist. Was aus unserem Familien-Auto wird, steht derweil in den Sternen. Und auch, wenn die dreieinhalb Stunden vor und im Linienbus fast wie im Flug vergingen, und uns die Rückfahrt nach Hause an den schönsten Fleckchen der Insel vorbeiführte, an saftigen Wiesen in sattem Grün, an blühenden Mandelbäumen, und dabei das rötliche Licht der untergehenden Sonne im Rücken: für mein Abendgebet muss meine Energie noch reichen, damit unser liebes, altes Auto bald wieder gesund unter uns weilt. Aus tiefstem Herzen dankbar bin ich derweil für die wunderbaren Menschen, mit denen ich diesen heutigen herrlichen Tag teilen durfte. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so absolut und durchweg nette und freundliche Leute in so großer Zahl um mich gehabt zu haben (kosmische Begleiter?). Und so, lieber Urlaubsblog, sage ich jetzt schon einmal gute Nacht, denn alt werde ich heute nicht mehr. Aber ich werde unendlich friedlich und sogar zufrieden schlummern! Mit dem Wissen, dass es für alles im Leben eine spezielle Harmonie gibt. Ein Lächeln in den spannensten Situationen zu finden ist. Tatsache ist: Ich hätte diesen heutigen Tag zu einem anderen Zeitpunkt wahrscheinlich völlig anders beschrieben. Doch gerade heute entscheide ich mich für die Liebe zum Leben in seiner Gesamtheit. Mit der Erkenntnis so ganz nebenbei, dass ich nicht allein bin. Dass das Leben lebendig ist - im Idealfall. Dass Dinge geschehen. Und es allein darauf ankommt, dass ich sie erlebt habe.
Mittwoch, 16. Februar 2011
Guten Morgen, lieber Urlaub
"Liebes Tagebuch", schrieb ich Ende der 70er Jahre. Das machte man damals so: Eine freundliche Anrede, bevor man loslegte, seine Geschichten des Tages niederzuschreiben. Fazit oder nicht Fazit: Ob ich heute auch "lieber Blog" schreibe??? Da bin ich prompt überfragt. Und ich nehme mir die Freiheit, es damit gut sein zu lassen, denn schließlich habe ich Urlaub und darf den Intellekt baumeln lassen. Oder war es die Seele? ahhhh .... doch was kann man von mir schon erwarten, wenn ich - so wie gerade eben - aufstehe, bevor ich tatsächlich aufgewacht bin! Das weiß doch jeder, der mich kennt! Und dass ich heute vor meiner Wach-Zeit sogar kurz einmal am Computer sitze und kreativ zu tippen versuche, liegt allein an der Tatsache: ich weiß noch nicht, was ich tue. Meine geschätze Leserschaft möge mir verzeihen. Grund für mein morgendliches Schlafwandeln ist mein lautstarker, penetranter Katzenwecker .... In den späten 80er Jahren stand neben meinem und neben vielen anderen Betten der hippen Jungen ein rund 45cm großer (oder kleiner, wie man will), weiß-bunter Vollplastik-Hühnchen-Wecker, der zur Stunde der Wahrheit lauthals und unerträglich fröhlich (!) krähte, um den Schlummernden aus den süßen Träumen ins Diesseits zu befördern. Das Krähen war dabei vielmehr ein Trällern, aber megalaut war es in der Tat, und das konnte man auch nicht leiser stellen - eine Tücke des Herstellers. Man stelle sich ein lustiges Kickkerickieeeeeeee erster Güte vor, quasi im Sound eines Täterätääääääää, den Lautstärke-Pegel bis zum Anschlag, und fertig. Beziehungsweise: wach war man. Mission impossible doch noch erfüllt. Und der rote Plastik-Hennen-Kamm mitten auf dem Kopf des standhaften Erweckungsmaschinchens war der Aus-Knopf. Jedem verständlich. Und Ruhe. Praktisch. Da hätte man sowieso und automatisch schlaftrunken hingelangt und d´raufgehau´n. Meinen Hühnerwecker gibt es nun schon lange nicht mehr. Aber dafür habe ich heute einen Katzenwecker. Pünktlich auf die Minute maunzt die kleine Kraftmaschine mich und meinen geliebten Ehemann und sogar die Hunde aus dem Schlaf. Und zur Zeit aus dem wohlverdienten Urlaubs-Winter-auf-Mallorca-Schlaf. Och neeeee ..... Dabei hüpft das junge, hellwache Tierchen in Windeseile von einer Zimmerecke zur nächsten, natürlich nicht um das Bett herum, sondern querfeldein darüber, und weckt sogar auch unter dem Bett! Voller Service. Und selbst, wenn ich sie kriegen würde, die Mieze: Leider finde ich bei dem Tierchen nicht den Knopf zum Weck-Ton-Abschalten. Und kurz einmal die Batterie herausnehmen, ist ja wohl auch nicht. Also weise ich meinen wunderbaren Mann an meiner Bettseite freundlichst darauf hin, dass SEINE Katze wohl Hunger hat. Wie jeden frühen Morgen, auf die Minute. Präzise wie die Funkuhr. Und während sich mein Göttergatte mit einem Lächeln auf dem Gesicht - jedenfalls stelle ich mir das so vor, denn die Augen habe ich vorsichtshalber noch geschlossen - schwungvoll aus den Laken pellt, um dem Katzenwecker Rechnung zu tragen und das Knackfutter ins Schälchen zu bringen, kuschel ich mich noch einmal genüsslich in die Kissen .... und warte auf MEINE Schmusekatze, die gleich gut gesättigt und mit einem zärtlichen Schnurren meinen Weg zurück ins Land der süßesten Träume ebnen wird ....
Mittwoch, 19. Januar 2011
Hoffnung fühlen
An tiefdunkelen, knorrig anmutenden Ästen, aus denen schön längst und unwiederruflich aller Lebenssaft gewichen zu sein scheint, zieren hauchzarte Blüten in reinstem Rosa und Weiß die Erscheinung. Lange, bevor das satte, frische Grün des sich ankündigenden Frühlings auf Mallorca aus den Mandelbäumen sprießt, aus den Bäumen, die das Innere der Insel jedes Jahr aufs Neue zum Inbegriff der immerwährenden Hoffnung, des tatsächlichen Fortgangs und des Lebens in seiner vollendeten Schönheit werden lassen. Nichts geht mehr, scheinen die Bäume noch zu sagen, und zugleich wird alles möglich. Denn schon im selben Augenblick - gleich einem aufmunterndem, schelmischen Zuzwinkern - blickt die erste, winzige Mandelblüte hervor. Wie aus dem Nichts. Wie von Zauberhand gesetzt. Und es folgen ihr weitere und weitere, zügig, und jede Einzelne überrascht. Durch ihre bloße Existenz. In ihrer Perfektion. Durch ihr Erstrahlen. Bis das alte Geäst eines jeden Mandelbaumes sich neu erfunden hat, gleichsam einer Kollage, mit den zarten Boten der Natur übersät. Mit Tausenden. Unzähligen. Sich diesem Ereignis emotional zu verschließen, käme einer gnadenlosen Selbstbestrafung gleich, und so bleibt dem klugen Betrachter vielmehr das hingebungsvolle Staunen. Das Sich-Öffnen. Auch das Durchatmen. Das Zulassen der immensen Gefühlsflut, die das Herz nun frei durchströmt. Kraftvoll. Sanft. Ermutigend. Heilsam. Die Mandelblüte auf Mallorca. Und während man über die Insel fährt, von Mandelgärten zu Mandelgärten, während man friedvoll auf vielbewanderten Wegen entlang der Blütenpracht spaziert, bleibt einem nichts anderes zu tun, als zu erkennen ......
Dienstag, 11. Januar 2011
Gedanken zum Valentinstag
An sich bin ich keine Verfechterin fester Daten, also an welchem Tag man was tun muss, wann was zu sagen ist oder sogar wann man lachen darf. Ich finde es aber auch äußerst hilfreich und der puren Lebensfreude zuträglich, wenn sich andere Menschen an genau diesen festgelegten Terminen - wie Karneval, Jubiläen und Weltmeisterschaften - durchs Lachen, Sich Freuen und Glücklichsein hangeln. Ja warum denn auch nicht! Als beispielsweise im vergangenen Jahr Spanien im WM-Endspiel antrat und wir Gastarbeiter auf der Insel uns spanischer gefühlt haben, als das Mallorca-Völckchen an sich und die anderen Spanier selbst, das war schon ein erhebendes Gefühl. Selbst im Chinarestaurant um die Ecke und bei unseren indischen Nachbarn mit den internationalen Mode-Labels waren alle anlässlich dieses besonderen Datums mit rötlichen Fußballtrikots bekleidet, die syntetisch-schrill danach schrien, diesen Tag in die Geschichte eingehen zu lassen. Und nun steht quasi der Valentinstag vor der Tür. Und ich höre schon die Kritiker quasseln, alles nur Konsum. So ein Quatsch, sage ich! Zumindest nicht mehr Konsum als zur Karnevalszeit - Kostüm, Schminke, Alkohol, Klümmchen, Konfetti, Girlanden, Fettgebäck ....., oder zu Ostern, zu Nikolaus, zum Geburtstag, zu wann auch immer .... Ich mag den Valentinstag. Das war nicht immer so, ich erinner mich auch an meine romantisch-revolutionäre Zeit, als Mann mir um Gottes Willen nichts am 14. Februar schenken durfte! Das fand ich ätzend. Mit der Zeit wird frau jedoch klüger und lernt das hingebungsvolle Genießen. Als mein wunderbarer frisch angetrauter Gatte mich dann an unserem ersten ehelichen Valentinstag zu einem Konzert der besonderen Art einlud und wir auf unserer Hochzeitsreise in Los Angeles unseren Lieblingssänger live erleben durften, gemeinsam mit vielen anderen vor Verzückung dahinschmelzenden Paaren an diesem Tag der Tage der Liebe, schlug mein Valentinstagspegel voll aus. Von Herzen Danke für dieses wunderbare Datum! Als Impuls, seine Gefühle zu offenbaren. Und egal, ob Mythos oder wahre Begebenheit, mir gefällt der Gedanke, der Valentin auch heute noch unseren Alltag durchbrechen lässt. Dieser Priester aus Ternia, später als Märtyrer heilig gesprochen, doch hingerichtet am 14. Februar 269, ließ sein Leben, weil er es wagte, Jungverliebte christlich zu trauen. Er soll auch einen großen Blumengarten gehabt und vorbeikommende Paare mit diesen Blüten beschenkt haben. Legenden berichten, dass er selbst in die Tochter eines römischen Gefängnisaufsehers verliebt war, mit der er dann heimlich Briefe austauschte. Rund hundert Jahre nach Valentins Hinrichtung soll dann im Römischen Reich damit begonnen worden sein, den Tag des Heiligen Valentin zu feiern. In vorchristlichen Zeiten wurde außerdem in Rom am 14. Februar zu Ehren der römischen Göttin Juno, sie war die Schützerin von Ehe und Familie, die Valentinade gefeiert. Und bereits damals wurden an diesem Tag Blumen an die Frauen verschenkt. Wie schön. Im Mittelalter wurde der Valentinstag vor allem in Frankreich, Belgien und England begangen. Angeblich war der erste Mann, den ein Mädchen am 14. Februar vor dem Haus sah, auch ihr zukünftiger Ehemann. Augen auf und durch. Die Jungs versuchten da natürlich, dem Glück nachzuhelfen, indem sie mit einem Strauß Blumen vor der Tür der Angebeteten standen. Guter Trick. In den USA werden neuzeitlich Valentinskarten verschickt, mann lädt zum Essen ein. Zeit füreinander. Ich mache da gerne mit. Auch wenn ich an sich kein besonderes Datum brauche, um "ich liebe dich" zu sagen, und genau diesen Satz auch gerne einmal an anderer Stelle höre, als beim Dinner zum Valentinstag. Aber wer sagt denn, dass wir nicht alles haben können! Die Romantik am Valentinstag und die besonderen Momente zwischendurch. Der 14. Februar, so wie ich ihn sehe und erlebe, erinnert daran, dass die Liebe zwischen zwei Menschen etwas Besonderes ist und etwas Heiliges sein kann. Ob dann zum Rahmenprogramm ein Geschenk gehört oder nicht, bleibt der Phantasie überlassen. Und ein Geschenk, das von Herzen kommt, dazu ein Zeichen setzt, etwas Besonderes ist für den besonderen Menschen in meinem Leben, hat für mich nichts mit bloßem Konsum gemeinsam. Den Valentinstag als Geldmacherei abzutun, kann sich nur ein Geiziger ausdenken. Überhaupt ist das Wort Konsum an sich kein Schimpfwort. Es entstammt dem Lateinischen (lat. consumere) und steht für Verzehr und Verbrauch von Gütern. Nutze ich nun besagte Güter, um jemanden anderen glücklich zu machen: wie wunderbar! Was für ein schönes Ziel!
Montag, 10. Januar 2011
Das heilige Wasser von Mallorca
Das Wasser aus den Bergen Mallorcas ist heilig. Das schmeckt man beim allerersten Schluck, und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas Besseres getrunken zu haben, als das Wasser aus meiner Lieblingsquelle. Über der auch noch die Mutter Maria und das Jesuskind wachen, das moppelig und lebendig anmutend auf ihrem Arm thront und die Hand zum Segen erhebt. In den Fels eingelassen: Eine kleine, steinerne Statue von Mutter und Sohn hinter Gittern, um sie vor denjenigen zu schützen, denen gar nichts heilig ist - was der Sache an sich in ihrer Schönheit und Einzigartigkeit allerdings keinen Abbruch tut. Und dass der Quelle vor einigen Jahren ein Wasserhahn aufgesetzt wurde, nimmt dem Akt des Wasserabfüllens nicht ein Millionstel seiner natürlichen Romantik. Wann immer ich die Möglichkeit finde, zieht es mich zu dieser, meiner Quelle in die Berge. Mein Auto voller gesammelter leerer Behälter, um das gesegnete Nass abfüllen und transportieren zu können. Neuzeitlich organisiert. Zu Fuß oder mit dem Eselskarren ist dort keiner mehr zum Wasserholen unterwegs. Und doch ist es für mich eine Pilgerreise der besonderen Art. Eine Aktion, die Zeit bedarf, denn das Wasser füllt im bedächtigen Tempo die Flaschen. Diese trägt man ein kleines Wegstück über holprige Steine. Zur Quelle hin und zurück. Freut sich aus tiefstem Herzen, bedankt sich innig, genießt und fühlt den Frieden der Berge. Begleitet vom Wiegen der hohen, alten Bäume. Mal sanft, mal rauschend. Immer kraftvoll, immer wissend. Manchmal das fröhliche Gezwitscher der Vögel über sich. Oder auch in der Ruhe vor dem Sturm. Während die Wolken am Himmel aufziehen. Ein anderes Mal: Den sanften Nieselregen auf der Haut. Gerade ein bisschen zu kalt. Dann den frischen Morgentau, der unter die Kleidung schlüpft und einen angenehm frösteln lässt. Die Tagesdämmerung. Hoffnungsvoll. Das Sonnenlicht. Strahlend, wie es in den Blättern der hohen Baumwipfel tanzt. Ich habe schon zu den unterschiedlichsten Zeiten diesen wunderbaren Ort, diese Quelle besucht, und es war jedes Mal ein einzigartiges Erlebnis. Zeit für mich. Eine Aktion, welche mit An- und Rückfahrt, Wasserholen als solches und auch manchmal mit der Wartezeit an der Quelle Stunden dauert. Denn natürlich bin ich nicht die Einzige, die Mallorcas Quellwasser zu schätzen weiß. Manchmal ist man ganz allein. Beim jüngsten Mal waren zwei Paare vor mir bereits in der Abfüll- und Warteposition. Und diesmal war das Wasser besonders langsam, so langsam. Man bekommt, was man braucht? Mit dem Gesicht in der Sonne, den Blick hinauf zu den Baumkronen, der friedlichen Stille, die keine ist, um mich herum, fiel mir das Warten leicht. Mein Ziel ja schon vor Augen, den Moment des Nichtstuns genießend. Das angenehme Plätschern in den Wasserflaschen und Kanistern. Die natürlichen Handlungen meiner Mitmenschen, die gleichsam einer Meditation ihre Bewegungen in gemachem Tempo wiederholten. Flasche auf, Wasser abfüllen, warten. Flasche zu, zum Auto tragen .... in ruhigen Schritten, ohne viele Worte. Ich spreche tatsächlich von Harmonie. Von Einssein mit Fremden. In der Natur und verbunden durch den schlichten Akt des Wasserholens. In einem lebensbejaenden Moment. Und als nur noch der eine, letzte Wasserbehälter meines Vormannes mich von meiner persönlichen heiligen Handlung des Wasserabfüllens trennt, passiert, was mich zutiefst verblüfft. Mit der Erkenntnis, dass genau diese Wasserflasche zu viel ist, schmeißt der Mann das Plastik im hohen Bogen über die herrliche Bruchsteinmauer. An der ich noch zuvor angelehnt mein Gesicht der Sonne entgegenstreckte. Und das ordentliche Stück Plastik landet zu Füßen der alten, wissenden Bäume, deren Kronen ich in den vergangenen zweieinhalb Stunden bewundert hatte. Ich bekomme den Mund nicht mehr zu ob dieser Entweihung. Und finde nach dieser Zeit des Friedens keine Schimpftirade in mir ..... ich klettere auf einen kleinen Vorsprung und schaue über die Mauer. Und sehe einen Altar voller Plastikopfergaben und Müll bis zum Abwinken. Zwar abseits der Quelle, denn wer verrichtet schon sein Geschäft dort, wo er isst?, doch inmitten dieser Schönheit, die tatsächlich nicht mehr ohne Makel ist. Dass nur ein paar Meter weiter im Zuge der Zivilisation Mülltonnen ihren Einzug in die Berge Mallorcas gehalten haben, interessiert tatsächlich nicht alle. Und ich habe jetzt die Wahl. Ärgere ich mich mich bis zum Umfallen? Versinke ich im tiefsten Weltschmerz? Ich entschließe mich aus der Sekunde heraus, nichts davon zu tun. Erhalte ich stattdessen meine eigene, persönliche heilige Handlung? Mit klarer Erkenntnis zwar, und aus der Beobachtung meines Umfeldes heraus, aber dennoch? Gerade deswegen! In diesem einen Moment kann ich die Dinge an sich nicht ändern. Wir leben in einer großen, großen Mischmenge. Nicht jeder wünscht, meine Meinung zu hören, belehrt zu werden mit den Weisheiten, die ich für lebenswert halte. Aber ich kann meine Impulse fließen lassen. Mein Energiefeld erschaffen und erhalten, wie es jeder für sich tut. Auf meine Art meinen Rahmen setzen. Ich muss nicht alles gut finden, ich muss schon gar nicht alles mitmachen. Ich kann und will mich immer wieder distanzieren, ohne mich je zu verschließen. Ich kann einen anderen Weg gehen, als viele andere. Ich kann in meiner Handlung bleiben, besonders in diesem Fall. Jetzt ist es ganz leicht, ein anderes Mal vielleicht schwieriger. In diesem Augenblick in den Bergen verschwende ich nicht meine Gedanken, sondern nutze meine Energie, um mein Wasser mit höchstem Respekt von der heiligen Quelle Mallorcas abzufüllen. Ich möchte Wasser trinken, das rein ist und mit Liebe nach Hause gebracht wurde. Ein reiches Wasser. Ein Gesundes. Und so fahren die anderen ab, während ich zurück bleibe. Für Sekunden schließe ich meine Augen, atme durch ..... und sage danke für diesen wunderbaren Ort und die Möglichkeit, meinen Durst zu stillen .....
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