Mittwoch, 19. Januar 2011

Hoffnung fühlen

An tiefdunkelen, knorrig anmutenden Ästen, aus denen schön längst und unwiederruflich aller Lebenssaft gewichen zu sein scheint, zieren hauchzarte Blüten in reinstem Rosa und Weiß die Erscheinung. Lange, bevor das satte, frische Grün des sich ankündigenden Frühlings auf Mallorca aus den Mandelbäumen sprießt, aus den Bäumen, die das Innere der Insel jedes Jahr aufs Neue zum Inbegriff der immerwährenden Hoffnung, des tatsächlichen Fortgangs und des Lebens in seiner vollendeten Schönheit werden lassen. Nichts geht mehr, scheinen die Bäume noch zu sagen, und zugleich wird alles möglich. Denn schon im selben Augenblick - gleich einem aufmunterndem, schelmischen Zuzwinkern - blickt die erste, winzige Mandelblüte hervor. Wie aus dem Nichts. Wie von Zauberhand gesetzt. Und es folgen ihr weitere und weitere, zügig, und jede Einzelne überrascht. Durch ihre bloße Existenz. In ihrer Perfektion. Durch ihr Erstrahlen. Bis das alte Geäst eines jeden Mandelbaumes sich neu erfunden hat, gleichsam einer Kollage, mit den zarten Boten der Natur übersät. Mit Tausenden. Unzähligen. Sich diesem Ereignis emotional zu verschließen, käme einer gnadenlosen Selbstbestrafung gleich, und so bleibt dem klugen Betrachter vielmehr das hingebungsvolle Staunen. Das Sich-Öffnen. Auch das Durchatmen. Das Zulassen der immensen Gefühlsflut, die das Herz nun frei durchströmt. Kraftvoll. Sanft. Ermutigend. Heilsam. Die Mandelblüte auf Mallorca. Und während man über die Insel fährt, von Mandelgärten zu Mandelgärten, während man friedvoll auf vielbewanderten Wegen entlang der Blütenpracht spaziert, bleibt einem nichts anderes zu tun, als zu erkennen ......

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