"Der Frühe Vogel fängt den Wurm", doch allermeistens ohne mich. Und ein mir hellwach entgegen geträllertes "Morgenstund hat Gold im Mund" wird von einem sturmsicher verankerten Automatismus tief in mir und dem nicht zu unterdrückenden Drang zu Gähnen simpel durch "wer länger schläft, bleibt auch gesund" sinnvoll auf den Punkt gebracht. Sinnvoll ist das, was für mich gut ist. Das ist sogar vernünftig. Und ich bin definitiv ein vernünftiger Nachtmensch. Ginge es allein nach mir - und wäre ich in der Mischmenge des Lebens und der Menschen, die mein Leben berühren, maßgeblich verantwortlich für die Einteilung des "was machen wir zu welcher Zeit" - könnte sich unser aller Tagesrhythmus so ganz anders darstellen. Aber ich musste schon früh die ermüdende Erfahrung machen, dass die Frühaufsteher unter uns an der Macht sind. Also doch wieder der frühe Vogel. Im Winter vor dem Erwachen des Tages an sich und ohne erhellendes Sonnenlicht aufstehen zu müssen, habe ich schon in der 1. Schulklasse nicht wirklich verstanden. Doch war zu diesem Zeitpunkt, im zarten Alter von 6 Lenzen, meine Motivation, der Schnittmenge gerecht zu werden, noch erheblich größer, als schon einige Mondwechsel und Jahre später. Schließlich wollte ich ja damals noch dazu gehören, zu den Frühaufstehern, denn "die anderen", die Wanderer in der Nacht, hielt man erziehungstechnisch gekonnt vor mir geheim! Und wenn eben alle so früh auf den Beinen fröhlich sind, tja, was war da wohl falsch mit mir? Diese Einstellung hat sich dann zum Glück für meine geistig-seelische Entwicklung fluxdiwuchs relativiert, und es gab Zeiten, da stand fest: Der frühe Vogel kann mich mal! Heute gönne ich mir den Luxus, unser Mallorca-Geschäft nach deutschen Maßstäben "erst" und nach spanischen Maßstäben "absolut im grünen Bereich" um 10.30 Uhr zu öffnen. In der Gruppe der deutschen Beamten geht nun ein Raunen durch die Menge: " das ist ja nach dem zweiten Frühstück!" Dafür arbeite ich abends mit Liebe und hellwacher Hingabe bis 21, 22, 23 und auch schon mal bis 24 Uhr - und genieße es in vollen Zügen und vor allem mit offenen Augen, die ich morgens um 7 Uhr absolut gar nicht versprechen kann! Bei unseren Vollmondseminaren, bei meiner Computerarbeit, in den Sommermonaten auch in unserem Laden. Das ist vernünftig für mich. Und nachts Musik zu hören, in der Dunkelheit hellwach zu träumen, das hat eine ganz besondere Qualität und ist ebenfalls vernünftig für mich. Daraus schöpfe ich die Kraft, die ich als Antrieb brauche, um mit den Frühaufstehern mitzuhalten und auf einen Nenner zu kommen. Und dann erst mal die Nächte am Strand! Sommers wie Winters .... das sanfte Eingehülltsein in die beschützende Dunkelheit, das zärtliche Streichen des Windes über mein Gesicht. In der natürlichen Stille das Rauschen des Meeres, das an die Ewigkeit erinnert. Der weiche Sand unter mir, der mir so liebevoll nachgibt, wie ich es mir wünsche, .... und auch Sternschnuppen zählen kann man doch tagsüber gar nicht, dass muss den Frühaufstehern doch klar sein ....
Mein Leben, Lieben, Staunen, Genießen und Arbeiten auf Mallorca. Gedanken und Geschichten einer ehemaligen Journalistin, dann Aussteigerin, Gastarbeiterin, heute Therapeutin und Dozentin.
Montag, 13. September 2010
Freitag, 10. September 2010
Bereit für Wunder
Beim Kartenlegen online ziehe ich für meine Klientinnen und Klienten aus dem Kartenstapel, nach dem ich mich entsprechend energetisch und über Reiki mit ihnen verbunden habe. Wer direkt bei uns vor Ort in unserer Praxis auf Mallorca ist, wählt natürlich selbst aus dem Kartenstapel, um daraus sein aktuelles Bild zu ermitteln. Ich verstehe mich dann unter einigem anderem als Übersetzerin. Eine umfangreiche, spannende Arbeit, für die ich sehr dankbar bin, und die ich äußerst ernst nehme, zumal sie das Vertrauen der Ratsuchenden in mich voraussetzt. Viele Menschen legen sich selbst oder lassen sich immer wieder die Karten legen. Sie sehen berechtigterweise in dem manchmal fälschlich als Hokuspokus belächelten Energiebild eine total praktische Lebenshilfe für ihren Alltag. Manchmal sind es kleine Veränderungen, die in so einem Kartenbild und so einer Sitzung sichbar werden. Kleine Tipps von oben, wenn man so will. Impulse, über die man nachdenken kann. Die Mut geben, mit seinen ganz individuellen Möglichkeiten zu spielen. Die uns Lust machen, Neues auszuprobieren. Aber auch Impulse setzen, die uns trösten, wenn wir befürchten, die eigene Talfahrt ginge gar nicht zu Ende. Dabei sind doch die Talfahrten in der Achterbahn des Lebens gerade die schwunggebenden Elemente! Die uns auch wieder hoch katapultieren. Und wer möchte schon Achterbahn fahren mit angezogener Handbremse? Wo bleibt da der Nervenkitzel und der befreite Aufschrei, das lachendhysterische IiiiiiiiiiHHH???? Ok, manche Menschen möchten gar nicht Achterbahn fahren. Sie freuen sich über ein stetiges, dahin plätscherndes Lebenswässerchen tausend mal mehr, als über lebendige, kraftvolle, türkisblaue Wellen in atmeberaubend schöner Höhe und rauschender Tiefe. Nun gut. Kann man sich eh nicht immer aussuchen. Und es gibt ja glücklicherweise auch einige Stufen dazwischen. Äußerst interessant finde ich die Auffälligkeit, dass in diesem Jahr beim Kartenlegen ganz, ganz oft die "Selbstzentrierung" ins Gewicht fällt. Dazu sei erwähnt: Zu der Konzentration auf sich selbst gehört unmittelbar auch die Abgrenzung gegenüber andere. Das bedeutet auf keinen Fall, dass wir die Augen verschließen vor den Bedürfnissen unserer Mitmenschen, schon gar nicht vor denen, die wir lieben und in unserem Leben begrüßen. Vielmehr geht es darum, in diesen Zeiten, in diesem Jahr, ganz konkret auf sich selbst zu hören. Sich selbst erst einmal (wieder) in den Mittelpunkt zu rücken. Daraus dann Kraft zu schöpfen. In der eigenen Energie zu bleiben. Und aus dieser Stärke heraus Neues zu entwickeln! Begleitende Karten sind in diesem Jahr "Vertrauen" und "Innere Ruhe", die unterm Strich zusammengefasst sagen: Bitte gerade jetzt nicht aufgeben! Vielleicht die Füße ein bisschen stiller halten, aber weitermachen. Puh, scheint in diesem Jahr gar nicht so einfach zu sein. Und dennoch. Zum Glück tauchen noch drei weitere Themen gerade im Moment super oft in den Kartenbildern auf, die wir erleben: zwei davon sind "Reichtum" und "verdienter Sieg". Die absoluten Mut-mach-Karten, die allerdings auch gleichzeitig fragen, was für mich persönlich, für dich persönlich "Reichtum" bedeutet! Klar, wir alle müssen unsere Miete zahlen, Geld ist wichtig. Auch, wenn ich gleich im Supermarkt einkaufen gehe. Aber mein Reichtum ist auch der Blick auf das Meer. Dann die Freiheit, meine Arbeit tun zu dürfen. Und in der Steigerungsform die Liebe zu meinem Mann. Mit Geld in keinsterweise aufzurechnen. Die dritte Karte im Bunde der "wir halten durch"-Fraktion ist die Karte der "Wunder". Und ob wir uns alle danach sehen! So viele Menschen mit den unterschiedlichsten Anliegen! Und jetzt kommt´s, die Sterne stehen gut, sagen die Karten immer wieder. Na! Hoffentlich sind wir bereit dafür! Um dann die Wunder nicht nur zu erkennen - die, die schon in unserem Leben sind, und die, die alle noch kommen werden. Sondern all die Wunder in unserem Leben direkt zu begrüßen, hey, da seid ihr ja endlich, wurde auch Zeit. Und sie mit ausgebreiteten Armen entgegenzunehmen. Wie ein Kind unter dem Weihnachtbaum, dass die Geschenke nicht nur bewundert, sondern alle gleich auspackt. In rasantem Tempo auch mal das Papier herunterreißt. Genussvoll an den Schleifen zippelt und dann mit unbändiger Freude zu spielen beginnt. Fern ab von Trauer, Sorgen und Angst. Also, ich gebe zu, ich bin mehr als bereit für Wunder. Du auch?
Mittwoch, 8. September 2010
Ja zum Luxus
Gestern nachmittag lag mal wieder eine Palma-Yacht in unserer Bucht von Alcudia. Diese Art unterscheidet sich doch ein wenig von den Bootchen und auch Schiffen, die sonst den Hafen von Can Picafort anschippern oder gar in Son Serra de Marina vor Anker liegen. Sie war riesig, glitzerte im Wasser, gab sich majestätisch und imposant. Ich erinnere mich mit verträumtem Ausdruck auf dem Gesicht an einen ganz bestimmten Abend in Palma, einem Hochzeitstag-Abend, an dem mein Liebster und ich an den Liegeplätzen der Reichen und Schönen vorbeischlenderten. Arm in Arm, hauchte er mir ins Ohr "such dir eine aus", und gemeint war die Yacht meiner Träume. Ich habe dann gleich die erwählt, bei der ich mit einem kleinen Boot in das große Boot direkt hineinfahren kann. In der Tat haben wir nicht einmal ein Schlauchboot, aber die Zeit zu haben, davon träumen zu können, ist mein derzeitiger Luxus. Gemeinsam mit meinem Schatz im Meer vor unserer Haustür im türkisfarbenen Kühlen zu dümpeln und den kleinen, großen und sehr großen Booten zuzuschauen, ist ein weiterer. Ich bekenne mich offen zum Luxus. Zu dem was schön ist, einfach weil es schön ist. Zu dem, was mich glücklich macht. Zu dem, was ich nicht brauche, um glücklich zu sein.
Dienstag, 7. September 2010
ich packe meinen Koffer ....
Ich packe meinen Koffer, und nehme mit: meinen Mann! Ich packe meinen Koffer und nehme mit: meinen Mann und meine Hunde. Ich nehme mit: meinen Mann, meine Hunde, mein Bett. Meinen Mann, meine Hunde, mein Bett, meinen Strand. Ok. Jeder wird es nun verstanden haben, ich habe Heimweh, sobald ich den Flughafen von Palma de Mallorca erreiche. Und meinen Mann, der mich mit dem Auto dorthin fährt, verabschiede ich noch direkt davor, dort, wo ansonsten die Inselbewohner flotti ihre endlich abreisenden Gäste aus dem Auto bugsieren, tief durchatmen, um dann wieder ihr nun friedlicheres Zuhause anzusteuern. Manche von ihnen gehen natürlich auch auf Nummer sicher, dass die scheidenden Gäste tatsächlich einchecken und sind treue Begleitung bis hin zur Sicherheitskontrolle. Auch ich atme tief durch, allerdings vom Abschiedsschmerz geplagt. Bei der Ankunft, da wird es dann ganz anders ablaufen, mein Göttergatte steht dann schon zur stürmischen Begrüßung in der Flughafenhalle. Schließlich ist mir dann auch total egal, ob meine Wimperntusche verschmiert. Also gut: ich packe meinen Koffer und nehme mit: meinen Mann, meine Hunde, mein Bett, meinen Strand, meine Schuhe .... meine Schuhe??? Halt, stopp, Schuhe mit nach Mailand zu nehmen kommt mir nun wirklich vor wie Holz in den Wald zu tragen. Denn immerhin: Worauf stehen die schönsten Frauen der Welt? Auf italienischen Schuhen. Diesem Werbeslogan der 80er Jahre bin ich maßlos erlegen! Und der begleitet mich dann auch aufmunternd durch die Abflughalle von Palma. Zwar bin ich auf Geschäftsreise, aber hey, es wird Mailand sein! Und abends ein bisschen Bummeln und Schauen ist drin. Allerdings dann mit meinen wahrscheinlich von der Messe extrem qualmenden, turbo bequemen Mallorcatretern, die ich schon an meinem Strand eingelaufen habe, und die mir treu sind, so weit mich meine Füße tragen.
Montag, 6. September 2010
ein Tag am Meer
.... der Wind weht heute in sanften Böen vom Land aufs Meer hinaus, und das Meer ist so glatt wie kaum an anderen Tagen. Die September-Sonne steht hoch am wolkenlosen Himmel. Zartes Gelb auf wässrigem Blau, helle Wärme, doch die Farben haben bereits ihre maßlose Intensität des frühen Sommers eingetauscht gegen die matten Herbst-Töne, die nach Hause kommen bedeuten. Der goldene September. Der perfekte Tag am Meer. Der Sand unter meinen Füßen ist so warm, wie er es sein soll, und die Felsen strahlen aus, was sie den langen Sommer über gespeichert haben. Die Hitze der Sonne. Die Energie des Windes. Die Frische des Salzwassers, das in der Luft schwebt an solchen Tagen wie heute. Ich schaue auf das Wasser direkt vor meinen Füßen, und durch die türkise Klarheit schimmert das sanfte Grün der Algen auf den Felsenstufen, die mich ins Meer führen. Meine Füße tauchen ein in die willkommene Erfrischung, und genussvoll steige ich Schritt für Schritt in die sanften Wellen hinab. Bis zu den Knien, ganz behutsam, bis zu den Oberschenkeln, bis zu den Hüften, doch das letzte Stück lasse ich mich einfach ins Wasser gleiten. Und während ich mich vom Salz auf den Rücken drehen lasse, mit den Ohren unter Wasser in die Stille hinein lausche, tanzen die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht .....
Sonntag, 5. September 2010
Mailand, ich komme!
In der kommenden Woche fliege ich nach Mailand. Zum Arbeiten. Und ein herrliches Bisschen zum Schauen und einfach Dasein. Denn ich brauche einen Wechsel. Bisher bin ich immer im eisig-verschneiten Februar-München und grausiggrauem Januar-Frankfurt unterwegs gewesen, um neue, schöne Waren für unseren geliebten Laden auszusuchen. Ich bin ein Fan von Einzelstücken, und deshalb auch äußerst gerne direkt vor Ort, wenn die Großhändler ihre Lager aufgeschlagen haben. Und ein ganz besonders netter Mensch, einer unserer Schmucklieferanten, mit dem wir schon lange zusammenarbeiten, brachte mich auf die geniale Idee: Susanne, die Messe in Mailand wird dir gefallen. Nach Mailand an sich möchte ich schon seit gefühlten 100 Jahren. Und dann bietet sich mir auch noch ein weiterer guter Grund. Mailand, ich komme! Nun erzähle ich mit hüpfendem Herzen im Kundengespräch schon mal freudestrahlend, dass ich bald weitere schöne Dinge ins Haus hole. Nämlich über Mailand. Und was höre ich? "Ach (stöhn), Italien ist ja sooo teuer." Oh. .... Ok. .... Aber teuer? Was ist das eigentlich? Umsonst, das ist klar, ist leider nix, noch nicht mal der Tod. Und den bezahlen viele Menschen sogar superteuer, wenn ich mir die stangenweise von Mallorca exportierten Glimmstengel hochrechne, was ich nicht tatsächlich tue, da ich als Nichtraucherin eh weder den aktuellen Päckchen- noch Stangenpreis kenne. Aber es wird sicher teurer sein, als beispielsweise ein handgenähtes, naturgefärbtes wunderschönes, zartes Seidenband, das es bei uns im Laden gibt, mich lange, gesunde Lebensjahre erfreuen kann und von eben dieser Kundin/Raucherin mit der Todes-Stange in der Plastik-Tüte als teuer bezeichnet wird. Retour zu Mailand, Milano, herrlich, Milano kann ich mir auf der Zunge zergehen lassen, wie das Eis, das ich mir gönnen werde: Meiner wunderbare Freundin, mit der wir im Exagon zusammenarbeiten, brachte mein Schwärmen ganz andere Impulse, zusätzlich zum ersten sehnsüchtigen "Ich will auch!" aus ihrem Munde. Sie träumte tatsächlich in der folgenden Nacht, durch die herrlichen Strassen Roms geschlendert zu sein! Und das hat gar nichts gekostet.
Samstag, 4. September 2010
kommt darauf an
Eigene Wege zu gehen und Spuren zu hinterlassen, ist eine echte Alternative zu Konformität und Nachahmung. So las ich bei einer lieben Freundin, die wunderbare Ideen und auch alte Weisheiten und Sinnsprüche auf facebook postet. Von ganzem Herzen vielen Dank dafür. Allerdings habe ich zu diesem speziellen Leitsatz für ein erfülltes Leben ein paar Anmerkungen. "Du wirst in meinen Fußspuren stolpern, wenn du versuchst, meine Wege zu gehen", verkündeten in den 80ern Depeche Mode. If you try walking in my shoes .... Nachahmung ist Selbstbetrug, setzt die Esoterik sogar noch einen oben drauf. Doch gibt es tatsächlich wiederholungswürdige Vorkommnisse im menschlichen Dasein. Zum Beispiel bin ich eine Verfechterin der Wahrheit. Ob man alles sagen sollte, bleibt dahin gestellt, aber lügen zum eigenen Vorteil ist nicht mein Ding. Auch glaube ich an Abmachungen. Und an Freundschaft. "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" interpretiere ich so, meine Meinung jederzeit neu definieren zu können - was für eine Freiheit - aber auf Kosten anderer? Bis hin zum Betrug? Ja, ich habe, sagen wir, spannende Erfahrungen gemacht. Vielleicht sollten wir uns einfach ganz besonders anstrengen, um Spuren zu hinterlassen, die ein richtig tolles Geschenk für die Welt sind. Vielleicht fehlt mir genau der Zusatz im oben genannten Sinnspruch. Mit höchster Wahrscheinlichkeit ist es, ist er, sogar genau so gemeint. Wenn ich dann allerdings die Spuren sehe, die Wanderer in den atemberaubend schönen Dünen von Mallorca hinterlassen, einschließlich ihrer Exkremente und Klopapier, wünschte ich, nie etwas davon bemerkt zu haben. Oder nie etwas davon gehört zu haben, welche Spuren Menschen verbal hinter sich lassen. Und dann schaue ich zum Abendhimmel empor, sehe das Gotteslicht, welches in tausenden von Kunstwerken festzuhalten versucht wurde, das Licht, dass durch die Wolken nach oben bricht, und denke, was für ein Geschwätz ...... und ich schaue den Surfern zu, die die Brandung von Son Serra an diesem einzigartigen Abend genießen, in diesem wundervollen Moment einfach nur da sind, bei sich und den Wellen, ohne Spuren legen und hinterlassen zu wollen, und denke: ja, in ihren Fußstapfen zu gehen könnte sich lohnen .....
Freitag, 3. September 2010
unendliche Möglichkeiten
Ich liebe meinen Job. Und seine unendlichen Möglichkeiten. Ich darf nicht nur ganzheitliche Therapeutin und Dozentin sein, dazu noch Heilsteinverkäuferin in unserem wunderschönen Laden, und Straßenreinigerin vor demselben ..... Nein, da geht noch was! Und das alles, weil ich das unsagbare Glück habe, auf Mallorca Deutsch sprechen zu können. "Oh Gott sei Dank! Sie sprechen Deutsch!" werde ich gelobt und ermutigt, meiner Muttersprache treu zu bleiben. Viva Espana hin oder her. Obwohl mein English auch ganz passabel ist, nicht so gut wie mein Deutsch, aber immerhin, sind es allein die deutschsprachigen Touristen, die mich immer wieder inspirieren wie entwicklungstechnisch fördern. So bin ich ohne Frage ein vielgefragtes Medium für alles Kulinarische. "Wo kann man denn hier gut essen?", "Wo gibt es leckeren Fisch?", "wo kann man denn billig und gut essen???", dem Rede und Antwort zu stehen und noch viel mehr gehört zu meinen leichtesten Aufgaben. Bei "wo krieg ich die billigsten Zigaretten", muss ich leider immer noch passen, weil ich immer noch nicht rauche, und - ich gestehe diese Wissenslücke mit gesenktem Haupt - noch nicht einmal weiß, wo ein Zigarren-Geschäft in Can Picafort zu finden ist. Ausflugstipps, die gebe ich besonders gerne! Das macht mir Spaß. Denn selbst, wenn ich in der Saison mein Dörfli so gut wie nie verlasse, sollen es die Urlauber richtig schön haben. Spannend wird es, wenn es um die Öffnungszeiten der Post, um die Postgebühren oder die Busfahrpläne geht, da muss mein Mann schon mal soufflieren. In Zahlen bin ich nicht so gut. Und was mein Beruf noch so alles für die Zukunft in sich birgt, versprechen mir die Impulse vor allem der netten Touristen, die ansonsten noch nicht zu uns gefunden haben: "Wie, ihr sprecht doch deutsch, verkauft ihr denn nicht die Bildzeitung???" Nicht zufriedenstellend, das weiß ich und daran arbeite ich, ist meine Wettervorhersage. Mit der freundlichen Aussage und einem netten Lächeln, doch morgen früh einfach mal aus dem Fenster zu schauen, mache ich mir immer noch keine Freunde. Und selbst, wenn die Mallorcagäste wieder Zuhause sind, ist meine Arbeit nicht getan. Schließlich, so kommt es in der netten email rüber, kann ich doch mal schnell am Freitag zum Markt gehen, und bei dem netten Herren mit den Gürteln zwei Exemplare erwerben und nach Good Old Germany verschicken .....
Donnerstag, 2. September 2010
Freiheit für das 5.Chakra
Zum 5.Chakra gehören der Mund und der Rachenraum, ebenso die Stimmbänder. Inhaltlich symbolisiert dieses Energierad des lebendigen Körpers, sofern weit geöffnet und harmonisch, den freien Selbstausdruck. "Ich bin laut, also bin ich", ist ein weitverbreitetes Prinzip, was nicht ganz den Geist des harmonischen 5.Chakras einfängt. Es sei denn, es steigt ne Party oder man singt, das geht nicht leise. Ebensowenig ist nicht unbedingt alles im Freien Fluss, wenn der Leitsatz gilt: "Ich rede viel, also hab ich viel zu sagen". Vielmehr kann es beim schwungvollen, freien 5.Chakra darum gehen, im für alle Beteiligten angenehmen Maß dem Leben, den Menschen und auch den Tieren Rede und Antwort zu stehen. Bei der Frage "wie läufts denn so?", gepaart mit einem ganz bestimmten Unterton der offensichtlichen Neugierde, ob uns denn diese, unsere Arbeit mit Reiki und Heilsteinen auch Brot auf den Tisch bringt, oder ob wir einfach reich geboren wurden, und diese Frage ereilt uns zum Glück nur selten im Laden, kommt mein 5.Chakra ins Straucheln. Der freundliche Mensch, der ich bin, ringt mit der kleinen Hexe in mir, und gemeinsamen kriegen sie wenigstens ein höfliches "was meinen Sie denn damit?" heraus. Um Zeit zu schinden und die Hoffnung nicht aufzugeben, dass einfach mal einer nett wissen will, obs uns gut geht. "Na, wieviel verdient man denn mit so was?" macht das Anliegen des Fragenden dann verbal offensichtlich. Mein 5.Chakra möchte dann in den Feierabend gehen. "Wir sind zufrieden", sagt es noch ruhig, aber schon mit einem deutlichen Punkt am Ende. Und beim Nachhaken des penetranten Wissensdurstigen, was denn die Miete für unseren Laden kostet, redet nur noch die kleine Hexe und sagt, "das geht Sie nix an und mir reichts jetzt". Ich gestehe, mir gefallen diese Kommunikationsvorschläge meiner Mitmenschen nicht. Da sind mir kleine Jungs und wilde Hunde tausendmal lieber, die telepathisch ihr 5.Chakra zum Erblühen bringen. Wie der Zuckerjunge unserer Freundin. Sie haben uns neulich mal wieder im Laden besucht. Ich war derweil damit beschäftigt, eine liebe Klientin bei der Öffnung und Stärkung ihres 5.Chakras zu unterstützen, als eine super imitierte Micky Maus-Stimme das einfache "Mama" verkündete und telepathische Wellen aussandte, die nach einem Bonbon schrien. Und so solls ja auch sein, schließlich sind wir ein Wohlfühlladen. Und bei mir gabs beim letzten Besuch des Jungen schließlich ein Bonbon in jeder Farbe. Das sind Erfahrungswerte. Doch die bezaubernde Mutter, ihre hübsche Schwester und mein Mann gaben dem Verlangen des Kindes keinesfalls im von ihm gewünschten Maße nach. Was zur unabänderlichen Folge hatte, dass sich das "Mama" in einer Vielfalt von Tönen und Lautvarianten durch den Laden arbeitete, immmer voran die telephatischen Wellen, versteht sich, die der kleine Held, nicht mein Mann, sondern der Sohn der Freundin, kraftvoll über sein herrlich geöffnetes 5.Chakra freisetzte. Bis hin zu mir, die ja gerade nicht an die Bonbons heran kam, und meiner Klientin, die zum Glück auf anderen Ebenen ins Träumen geraten war, und ich dachte: "Warum füttert denn keiner das Kind?????" Diese unbändige Kraft des 5.Chakras ist mir nämlich sehr gut bekannt: von meiner Hündin Tao. Auch sie gehört zu den freien Wesen, die ausdrücken, was sie wollen. Sollte ich morgens noch schlummern, und meine Süße hat Hunger, reicht ein Fiepser von ihr, der durch Mark und Bein geht, absolut aus. Und ich bin wach. Hellwach wäre übertrieben, das ist bei mir erst am 12 Uhr mittags möglich. Am besten hat sich Tao dann noch auf meine Bettseite geschwuppt und den Fiepser auf Ohrhöhe ausgestoßen. Damit die telepathischen Wellen schnell ihr Ziel erreichen. Diese Freiheiten des 5.Chakras bringen sogar meine kleine Hexe dazu, schallend zu lachen. Das findet sie alles toll. Denn Bonbons und Hundefutter sind die Themen, über die ich wirklich gerne kommuniziere.
Mittwoch, 1. September 2010
Das Meer bleibt leer
Wir pruscheln so im Laden vor uns hin, schließlich ist es ein turbo heißer Vormittag und das gesamte touristische Volk scheint an den Strand gezogen zu sein. Und da ist ständig dieses Pfeifen! Nein, nicht in unseren Köpfen, doch in den Ohren, und wir hören es über die sanften Reiki-Melodien hinweg penetrant und immerzu. Und wir erkennen schließlich auch, was es ist: der mittlerweile an sich und seiner Autorität stark zweifelnde Rettungsschwimmer an der Playa, der sein Aussichts-Wach-Türmchen unweit vom Laden am Strand postiert hat und nun mit seiner heißlaufenden Trillerpfeife die schwimmfreudigen Urlauber zur Raison ruft, kommt vom anhaltenden Pusten ins heiße Pfeifchen ganz aus der Puste. Jeder, der ins Wasser will, wird energisch zurückgepfiffen, und es wollen viele ins Wasser. Was macht da schon die rote Flagge, die vor der unglaublich starken und natürlich unsichtbaren Unterströmung von Can Picafort Beach kräftig wehend warnt. Aber was weiß schon so ein Rettungsschwimmer, denn schließlich ist Urlaubszeit gleich Bade-Spaß-Zeit. Der Mallorcareisende sehnt sich ins kühle Nass. Ich mag gar nicht hochrechnen, wie viele Ertrinkende ein einzelner guter Rettungsschwimmer bei diesem ordentlichen Wellengang (rechtzeitig) aus dem Wasser ziehen kann, und schon gar nicht, wie viele in welcher Zeit. Warum versteht das denn keiner? Wo bleibt das Vertrauen der Menschen in Regeln? Mords-Unterströmung plus Riesenwellen gleich Lebensgefahr. Es gibt doch zumindest für den einen Tag die sicherere Swimmingpool-Variante im Hotel. Das ist zwar nicht so wild und frei, wie das Meer in der Bucht von Alcudia, aber nass ist es doch auch. Und richtig Schwimmen - Hand aufs Herz - tun doch eh die Wenigsten. Ich gehöre auch zur Dümpel-Fraktion, wenn auch ohne Luftmatratzte, aber einfach so im Meer chillen ist für mich Kult. In meinem Partnerhotel gibt es in dieser Saison jetzt übrigens auch einen Rettungsschwimmer, der zu den unterschiedlichsten Zeiten mit seinem Notfall-Köfferchen anrückt, sich einen bequemen Stuhl schnappt, sein Wässerchen trinkt und den Pool observiert. Er ist der unumstößliche Beweis dafür, dass man im Schatten auch knackig braun wird, man muss nur lang genug sitzen bleiben. Ein hübsches Kerlchen, auf den so mach eine alleinreisende Dame ihr Augenmerk gerichtet hat, ich habs selbst gesehen. Und ich wundere mich, dass es nicht mehr fingierte Einsätze im Pool für den Jungen gibt. Ihm sei auch tatsächlich ein bisschen langweilig, gestand er mir kürzlich, und mit meiner Frage, ob das denn bei seinem Job nicht sogar gut sei, konnte er dann gar nichts anfangen ......
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