Gesternabend ist meine Spülmaschine gestorben. Mit gurgelnden Geräuschen erlosch ihr Lebenslicht nach halbem Spülgang. Und ich bin in Trauer. Die Menschen, die noch nie eine solch sagenhafte Erfindung unserer Zeit genossen haben oder sie auch schlichtweg ablehnen, werden mich natürlich nicht verstehen können. Mir ist meine Spülmaschine heilig. Wie dem anderen der Fernseher, die Bundesliga, das Eis mit Sahne, die Clutch von Gucci. Auf mache Dinge in unserem Leben möchten wir nicht verzichten. Sie machen uns glücklich. Sie sind uns Antrieb und Halt. Schon seinerzeit, als Studentin im fernen Marburg an der Lahn, war eine - nicht diese - Spülmaschine meine treue Begleitung. Und das in der damaligen Öko-Hauptstadt Hessens, wo sich die sogenannten Uni-Hexen die Latzhosen lila färbten und aus Prinzip kein Deo benutzen. Gemeinsam mit meiner Kaffeemaschine waren wir ein tolles Gespann, meine Spülmaschine und ich. Ich hatte mir seinerzeit tatsächlich hochgerechnet, wieviele Stunden man so durchschnittlich mit Spülen verbringt, und das war mir eindeutig zu viel Zeit meines Lebens. Ich bin dann lieber ein paar ordentliche Stunden mehr jobben gegangen, habe am Fließband Plastikflaschen für Supermärkte in Kartons verpackt, im Fitness-Studio (ja ich!) an der Saftbar gearbeitet, Töpferwaren verkauft, in ner Videothek ausgeliehen und zurückgenommen, Nachhilfe in Englisch gegeben und schließlich eine herrliche Stelle bei bezaubernden Zwillingen als mehrmals wöchentliche Tagesmutter gefunden. Mit denen durfte ich dann schwimmen gehen. Nebenbei bin ich sogar zum Studieren gekommen, habe meinen Kommilitoninnen aber nie verraten, dass ich stolze Besitzerin einer Spülmaschine war. In den Dünen von Bloomendaal an Zee, Nähe Amsterdam, wo ich traumhafte Zeiten in meinem alten VW-Bus verbracht habe, fehlte sie mir schon ein wenig und dann auch wieder nicht, hey, schließlich gab es Heineken und Coke light in Dosen, die Fischbrötchen wurden gleich auf der Hand gegessen, und - also bitte - wer nörgelt schon beim Spülen mit Blick aufs Meer. Tja, und da bin ich wieder. Spülen per Hand mit Blick aufs Meer, denn das sehe ich immerhin von meinem Küchenfenster aus in seiner ganzen Schönheit. Und außerdem ist bald Weihnachten! Die email an den Nordpol ist schon raus, lieber, lieber Weihnachtsmann, in diesem Jahr bitte keine Brillianten, Pelze um Gottes Willen nie, kein Parfum, nur den Weltfrieden und eine neue Spülmaschine.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen