Freitag, 30. September 2011

Was die Engel wohl zum "Engelsrufer" sagen würden!

Darf samakishop das spanische Original "Llamador de Angeles" nicht ins Deutsche übersetzten?

In diesem einen Punkt mag ich durchaus altmodisch erscheinen: Mir sind im Leben einige Dinge heilig! Dadurch ziehe ich natürlich andere Grenzen in meinem Leben als andere Menschen, was eben jeder so auf seine Art und Weise für sich entscheidet. Andererseits öffne ich mich Aspekten unseres irdischen Daseins, die andere eher negieren möchten. Entscheidungen eben.

Ich bin beispielsweise eine Vertreterin der Religionsfreiheit. Wer in welchem Gotteshaus betet, kann mir kein Streit-Thema sein, sofern er nicht mit Gewalt potentielle Gläubige und entschiedene Ungläubige missionieren möchte. Ich finde es darüber hinaus im positiven Sinne spannend, wie Menschen ihrem Glauben Ausdruck und ihrem Leben Sinn verleihen. Darauf bin ich neugierig, liebe die Lebendigkeit und den intellektuellen Austausch. Im weiteren Sinne empfinde ich es als unangemessen, zu verbieten, was allen zugänglich sein sollte. Den Strand und das Meer. Oder die Berge. Die Natur. Unserer aller Kraftquellen. Im Großen wie im Kleinen.

Eine meiner Kraftquellen ist seit rund 25 Jahren der Engelrufer. Oder von vielen samakishop-Kunden auch "Engelsrufer", Engelsglöckchen, Wunsch-Glöckchen, Engelskugel, usw, usw, genannt. Die Idee zu dieser wunderschönen Schmuckidee ist alt, so alt, wie der Wunsch des Menschen nach Halt. Nach Hoffnung. Nach Schutz. Nach Liebe.

Die Engel anrufen? Dazu gibt es unzählige Geschichten. Allein unter "Llamadores de Angeles" (Plural: dt. Engelrufer) finden sich im Internet so viele mystische Texte, dass die gemütlichen LeseAbende vor dem warmen Kamin im sanften Feuerschein für Wochen gesichert sind. (Weitere literarische Sammlungen aus der ganzen Welt unter Engelsrufer, Engelanrufer, Engel, etc). Passend dazu lassen sich unzählige Amulette finden, Glücksmünzen und Medaillons, mit den Abbildern von Engeln oder dem Engel, dem man sich verbunden fühlt: eine menschliche Vorstellung.

Die Gedanken sind frei. Und unsere Wortwahl? Die nicht, habe ich in diesen Tagen gelernt. Durch eine deutsche Marken-Anmeldung, die ich derzeit hinterfrage, soll ich verbal in meine Schranken gewiesen werden, meinen Glücksbringer und treuen Begleiter seit Jahren, den silbernen Engelrufer mit dem zarten Glöckchen im Innern, nicht mehr unter diesem Namen im meinem Internetshop anbieten zu dürfen. Und alle anderen Modelle dieses wunderschönen Schmuckstücks auch nicht. Etwas umbenennen, was seit Jahren so heißt, weil jemand diesen einen Namen, der zudem auch noch die deutsche Übersetzung des spanischen "Llamador de Angeles" gleich Rufer der Engel gleich Engelrufer ist, sich hat "schützen" lassen??? Ja schützen wovor denn??? Vor finanziellen Verlusten vielleicht? Jetzt kann ich wirklich herzhaft lachen, und jeder, der mich kennt, lacht mit: wer glaubt, mit den Engelsrufern im Patent sei mal eben auf die Schnelle das dicke Geld zu machen, der könnte sich tatsächlich täuschen. Wer weiß. Ich schicke ihm gerne Fotos von meinem alten Auto: in meinem Oldie-VW-Bus mit Roststyling hängt natürlich auch ein Engelrufer und bimmelt, was das Zeug hält, damit ich schön in Fahrt bleibe .... mein Busschen ist mir übrigens auch, am Rande erwähnt, lieb und heilig ... Der Wert des Llamador de Angeles liegt für mich und auch für samakishop in der Idee, gerade weil es mich persönlich UND meine Arbeit als solche betrifft. In der Sache an sich. Und viel Geld passt in so ein kleines Glöckchen gar nicht hinein. Dafür aber unendlich viel Liebe.

Mein Engelrufer ist mir also heilig. Nicht ganz so wie mein Ehering, doch wie anderen Menschen das Kreuz, die Madonna, die "Hand Fatimas" (als Silber-Schmuckstück und Glücksamulett sehr gefragt), oder das Peace-Zeichen, auch heute noch Symbol für den Wunsch nach friedlichen Lösungen! Jetzt rufe ich damit hoffentlich nicht noch andere Patentsammler herbei und bringe sie auf dumme Gedanken ....

Die Engelrufer-Schmuckidee unter diesem Namen hat nach meinen Recherchen ihren Ursprung in der spanischen Sprache. Auch in Südamerika ist das Glöckchen ein Begriff. Mit dem Modetrend kamen unzählige Modelle auf den Markt, auch in den Printmedien mehrfach erwähnt, und ich war sofort begeistert, als ich ungefähr im Jahre 2007 davon erfuhr. In Spanien ist der Engel-Anrufer mittlerweile Sammlerstück. Und die Touristen in unserem samaki-Laden auf Mallorca nehmen diese Idee gerne auf. Ein religions-übergreifender Glücksbringer, eine Silberkugel mit hübschem Muster, eine Klangkugel, die mich zart daran erinnert "du schaffst das schon".

Man kauft sich einen Llamador de Angeles, weil er schön ist. Weil man sich etwas Gutes tun möchte. Man verschenkt ihn an ein Kind zum ersten Schultag. An einen Kranken mit den besten Wünschen. An eine Schwangere zum Schutze von Mutter und Kind. An einen Menschen, dem man sagt "ich mag dich" - das sind meine Erfahrungen mit dem Verkauf und dem Verschenken von Engel-Rufern. Und ich dachte, das würde immer, immer, immer so bleiben. Ich mal wieder! Denn mir sind manche Dinge eben heilig. Und ich schätze mich zudem glücklich, in einem relativ friedvollen Abschnitt dieser Welt leben zu dürfen, wo man noch Träume hat.

Jetzt kommuniziere ich derweil mit einem freundlichen Patentanwalt aus deutschen Landen, der mich im Namen seiner Mandanten dazu auffordert, den Begriff "Engelsrufer" nicht mehr als Überschrift zu meinen Llamadores de Angeles hinzuzufügen. Ok, dachte ich bei mir, sei´s d´rum. Den Namen hatte ich vor Jahren von meinen Kunden als Anregung aufgegriffen, weil sie das Schmuck-Glöckchen so nannten. Genau genommen ist der Begriff "Engelsrufer" auch nicht stimmig, weil er linguistisch betrachtet besagt, es sei der Rufer, also das Glöckchen DES Engels. Wir hier in Spanien und auch sonst auf der Welt wünschen uns derweil die Engel herbei, und glaubt mir, liebe Leser, ich momentan besonders, also sprechen wir vom Rufer der Engel, also wir rufen nach den Engeln, und das Glöckchen dazu gehört uns.

Nun wissen wir alle, dass Rechtsprechung nicht etwas mit Recht zu tun haben muss, doch selbst da habe ich - noch - Hoffnung. Ich werde mit einer langen Liste das deutsche Markenamt kontaktieren. Fragen kostet ja nichts. Denn es ist mir schleierhaft, wie man einen Markennamen vergeben kann für ein Produkt UND einen Namen, die bereits seit unzähligen Jahren auf dem Weltmarkt zu finden sind. Ist also keine Neuerfindung. Ist nicht einzigartig. Weder in Modell !!!! noch in Sprache. Entstammt noch nicht einmal der Werkstatt des Marken-Halters. Was - dem Internet sei Dank - in Esoterikforen, Berichten, Bilddarstellungen etc zu recherchieren ist. Prüft ein Marken- und Patentamt so etwas denn nicht?

Nun ja, irgendwann ist alles vorbei, das ist der Lauf der Zeit, und so wird sich auch der nun geschützte (???) Begriff "Engelsrufer" plus einem einzigen Modell (???) in seiner Eingeschränktheit in den Weiten des Universums sogar noch ohne ein "puff" auflösen: in 50 Jahren kräht da wahrscheinlich kein Hahn mehr nach. Noch nicht einmal ein Wimpernschlag in der Geschichte der Welt. Manchmal denke ich dann: Was für ein Quatsch. Aber sich alles verbieten lassen?

Sich untersagen zu lassen, eine lebensbejahende Idee verkommen zu lassen? Den Llamador de Angeles nicht mehr ins Deutsche übersetzen zu dürfen? Manno, was die Engel wohl dazu sagen würden? Wahrscheinlich so etwas wie "hey, ihr macht euch eure Welt doch selbst, nun seht mal schön zu, wie ihr damit klar kommt."

1 Kommentar:

  1. Liebe Susanne, das haben Sie sehr schön und amüsant geschrieben! Auch ich habe exakt das Gleiche gedacht, als ich sah, dass nun plötzlich die lange schon bekannten "Engelrufer" unter dem geschützten Namen "Engelsrufer" als Massenware in den Schmuckabteilungen unserer Kaufhäuser vorzufinden waren und man dort auch noch von den "Originalen" spricht, obwohl diese Art von Schmuckstück schon seit Jahrzehnten bekannt ist. Ich habe mir meinen "Llamador de Angeles" letztes Jahr über das Internet aus dem Ausland schicken lassen und ich denke, dass es meinem Schutzengel auch so ziemlich egal ist, ob er mit einem "Engelrufer", "Engelsrufer" oder "Llamador de Angeles" gerufen wird - wenn er es für richtig hält, wird er schon kommen ;-)!
    Ich finde es auf jeden Fall ziemlich anmaßend, dass sich eine Schmuckfirma den Namen eines Schmuckstückes nun plötzlich patentrechtlich "schützen" lässt, welches sie weder erfunden noch dessen Namen sie sich selbst ausgedacht hat. Lassen Sie sich nicht unterkriegen und ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim weiteren Verkauf Ihrer wirklich schönen Engelrufer auf Mallorca. Herzlichen Gruß aus Hannover, Sandra Kühne

    AntwortenLöschen