Samstag, 28. August 2010

heute habe ich keine Lust

Hab ich heute frei? Denn heute hab ich keine Lust. Wozu? Zu gar nichts. Dabei geht es mir gut. Sehr gut. Ich bin weder depressiv noch desillusioniert. Mir ist auch nicht langweilig, noch bin ich ideenlos. Ich habe einfach keine Lust. Dieses tiefe, an die Oberfläche meines Seins drängende Gefühl des absoluten Nichts-tun-Wollens. Einfach mal nicht zu seinem Leben hingehen. Na, wie verführerisch ist das denn? Als Selbstständige überlegt man sich das allerdings nicht nur zweimal. Dabei geben wir hier auf Mallorca im Sommer alle unser Bestes. Während andere Urlaub machen, geben wir alles, damit deren Urlaub besonders schön und angenehm wird. Bei den Saison-Kolleginnen und -Kollegen, die ich kenne, ist das so. Egal, ob in der Gastronomie, im Wellnessbereich, an der Rezeption. Von den Mallorcagästen manchmal unterschätzt, doch eine unumstößliche Tatsache. Wir gehen an die Grenzen unserer Kräfte und manchmal zu oft darüber hinaus. Eine ebenfalls selbständig arbeitende Freundin erzählte mir von einem "blauen Tag", den sie sich letztens nahm und fast nicht gegönnt hätte. Das schlechte Gewissen sich selbst gegenüber nagt, denn der nächste Mallorcawinter und damit die finanzielle Saisonpause kommt bestimmt. Dabei war sie sogar krank und hatte unter schlimmen Kopfschmerzen zu leiden. In Deutschland wäre für Angestellte ein Krankenschein die flotte und auch absolut legitime Lösung gewesen, doch hier überlegt man - wieder einmal - nicht nur zweimal. Dabei werde ich mich keinesfalls beschweren. Ich lebe hier in meiner Wahlheimat, auf meiner Insel, als Gastarbeiterin, im Paradies. Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht dankbar dafür bin. Und dennoch. Heute habe ich keine Lust. Da kommt mir eine weitere Reiki-Lebensregel zu Gute, die zwar nicht lautet "Gerade heute schwänze dein Leben", aber "Gerade heute sorge dich nicht". Und wie mir eine ganz bezaubernde 70jährige Kundin aus London jüngst ihr Lebenselexier-Geheim-Rezept anvertraute: "Wenn ich mir Sorgen um etwas mache, sage ich, ach, was solls, ich denke morgen darüber nach. Und morgen sage ich mir das vielleicht noch einmal. Übermorgen kann es sein, dass das Problem schon nicht mehr da ist." Danke, Diane.

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