Mein Leben, Lieben, Staunen, Genießen und Arbeiten auf Mallorca. Gedanken und Geschichten einer ehemaligen Journalistin, dann Aussteigerin, Gastarbeiterin, heute Therapeutin und Dozentin.
Donnerstag, 30. Juni 2011
Meine Dual-Seelen-Hälfte spricht
"Ich hätte dich überall gefunden!!!" schmachtet mich mein geliebter Ehemann an, er sitzt mir am Mittagstisch gegenüber und raspelt zwischen dem ersten und dem zweiten Brötchen eine große Portion Süßholz. Wie ein wohlig warmer Sommerregen. Mein Herz geht auf und ich denke, ach, wie romantisch. Aber mir ist auch klar: das war jetzt noch nicht alles, da muss noch was kommen, so wie er grinst. In der Tat soll ja so etwas wie Seelenverwandtschaft im Großen Ganzen wie auch im kleinen, intimen Rahmen, sprich in der Partnerschaft, existieren, und es gibt Leute, die trauen sich sogar, von Dual-Seelen zu sprechen, sprich Männlein trifft perfekt entsprechendes Weiblein nur einmal im Leben. Mit viel Glück. Und eben manchmal auch gar nicht. So ist das. Nun denn, ich hab Glück, und ich gehe fest davon aus, mit meiner Dual-Seelen-Hälfte auf Mallorca zu leben. Eigentlich aus einer meiner ganz anderen Überlegung im Rahmen unseres Mittagsessen-Gesprächsthemas des Tages heraus, stellte ich daher in den Raum: "Ich hätte ja eigentlich schon Jahre früher auf die Insel ziehen wollen und können ..... nur dann hätte ich dich nie getroffen ...." Will sagen, alles hatte wohl genau so seinen Sinn. Noch ein bisschen durchhalten müssen. Dann erst meinen Göttergatten treffen, dann (hurra) auswandern. Festgelegte Reihenfolge. Doch mein Schatz wirft ein "Ich hätte dich überall gefunden, auch auf Mallorca!" "Ach?", frage ich, denn das finde ich nun spannend. "Stell dir mal vor," sagt mein geliebter Ehemann und jetzt kommt´s, "ich wäre wahrscheinlich als Schlagersänger nach Arenal gegangen ..." oh mein Gott, denke ich, und weiter komme ich nicht, denn er führt hübsch plakativ aus: ".... und ich hätte dann im Bierkönig gesungen (claro, die Chance besteht immerhin im Rahmen einer solchen Karriere), von der endlosen Liebe und meiner Traumfrau und so, und du wärst genau in dem Moment im Publikum gewesen (jetzt wird es zwar unglaubwürdig, aber ich bleibe neugierig ....) und ich hätte dich sofort (!!!) gesehen!" Aaaaahhhh. "Ich wäre sofort von der Bühne gesprungen (so, so) und auf dich zugegangen (mit einem Blick, der mich fast in die Tischkante beißen lässt) und hätte gesagt: da bist du ja endlich!" Happy End. Zum Glück beleidigt ihn mein Lachen ganz und gar nicht. Aber ja, doch, diese Szene ist durchaus vorstellbar! Froh bin ich, dass wir es auf sozusagen Höherer Ebene nicht haben darauf ankommen lassen, und uns schon vorher aus deutschen Landen sozusagen gegenseitig auf die Insel exportiert/importiert haben. So bleibt mir der Bierkönig erspart, singen können wir jetzt auch Zuhause ....
Sonntag, 26. Juni 2011
"Heute geht es mir schlecht"
"Heute geht es mir schlecht" - na, da bin ich aber einmal hochgradig gespannt, ob angesichts dieses tristen Titels überhaupt irgendjemand diesen meinen Blog klickt, geschweige denn auch noch liest. Denn wer möchte sich schon schlecht mit-fühlen oder gar von anderen hören, beziehungsweise lesen, dass ihnen das Leben den obligatorischen Glücksbonus entzogen hat. Auf der anderen Seite: vielleicht ist gerade dieser Titel hier extrem hitverdächtig. Ich hole mal ein bisschen aus, im Sommer bekomme ich immer wieder bundesdeutsche Zeitschriften geschenkt. Darüber freue ich mich sehr, denn sonst wäre beispielsweise die jüngste königliche Hochzeit komplett an mir vorübergerauscht wie der Schleier der Braut, muss ich gestehen. So durfte ich anhand zahlreicher bunter Bildchen noch Wochen später fröhlich miterleben, wie schrecklich kurz ein Hochzeitskuss sein kann (schade, schade), und wer auf der Hochzeit eine unförmige Figur gemacht hat (lästerläster), wer sich daneben benahm (peinlich aber auch) und wer gesundheitlich angeschlagen aussah (oh Schreck). Nun, eben das ganze negative Zeug drumherum, was ich mir erst einmal gar nicht unter der Headline "Just Married" vorgestellt hätte. Es geht noch weiter: während dann also ein paar dieser Blättchen bei uns Zuhause verteilt herumlagen, merkte ich nach ein paar Tagen tatsächlich einen Hauch von Depression in mir aufsteigen. "Wie das?", so meine Frage in mich hinein, und als just in diesem Moment mein bis dato getrübter, weil verirrter Blick auf ein Titelbild fiel, erkannte ich meine fatale Neu-Modifikation. Kein Wunder, dass es einem schlecht geht, wenn man ständig liest: "M. und L. - alles aus", "R.B.: sein einsamer Tod", "trauriger Abschied von XY", "T.J. - so qualvoll war ihr Leiden" - ja hallo? Ich dachte, ich wäre in der Unterhaltungsabteilung der Printmedien gelandet! Soll denn eine Zeitschrift nicht Spaß und Freude machen? Also, diese Überzahl an Negativ-Meldungen! Und ich habe mir tatsächlich die Mühe gemacht, im Innenteil nachzublättern, was denn unsere Stars und Sternchen für Kummer und Sorgen erdulden müssen. Wie sich glücklicherweise herausstellte: alles halb so schlimm! Die Überschriften auf dem Zeitschriftendeckblatt waren - oh Wunder - maßlos übertrieben. Wer also glaubt, allein sex sells, hat die Rechnung ohne das Elend der Menschheit gemacht. Außerdem ist leider erwiesen, dass sich viele Menschen besser fühlen, wenn es anderen schlechter geht. Oh Energiedrama! Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte: will es denn jemand tatsächlich wissen, wenn es mir heute wirklich schlecht geht? Im Idealfall mein geliebter Ehemann, sogar die Tiere haben ein Gefühl dafür, dann ist da noch meine Freundin .... und weiter? Auf Mallorca wird gerne und grenzwertig oft gefragt, wie es einem denn so geht. Das ist eine standartisierte Begrüßungsfloskel, wie mancherorts auf der Welt. Nur wehe, man sagt nicht "gut". Oder: Würde das überhaupt jemand mitbekommen? Ich darf "ja" sagen, den einen oder anderen gibt es tatsächlich. Ich habe sogar jemanden getroffen. In Can Picafort läuft nämlich ein Mensch durch die Gegend, von dem andere behaupten: "der spinnt". Er sei verrückt, seltsam, blöd und doof und was auch immer. Es erkundigt sich immer und immer und bei jeder und jedem, wie es gehen würde. Auch bei mir wieder einmal vor ein paar Tagen. Ganz ehrlich: Mir war insgesamt schräg zumute in jenen Minuten, doch ich sagte natürlich, es gehe mir gut. Sein Stutzen zeigte spontan an, dass ich gnadenlos enttarnt war. Kurze Pause - "Wirklich?" kam die zögerliche Nachfrage, ein ganz feinfühliger Mensch hatte seine Sensoren ausgefahren. Und ich war beeindruckt. In diesem Moment ging es mir tatsächlich auf der Stelle besser, denn diese eine ehrliche Nachfrage war wie ein globaler Hoffnungsschimmer am neblig-trüben Horizont der menschlichen Anteilnahme.
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